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Blau-Gelb Marburg ist Meister der Blindenfußball-Bundesliga

Daniela Frahm
  • Mo, 14. September 2015, 00:00 Uhr
    Fussball

     

Die Sportfreunde Blau-Gelb Marburg küren sich auf dem Freiburger Münsterplatz zum Meister der Blindenfußball-Bundesliga mit einem 1:0-Sieg gegen Vorjahresmeister MTV Stuttgart.

Das Bundesliga-Finale auf dem Freiburg...blieb bis zum letzten Spiel spannend.   | Foto: Rita Eggstein
Das Bundesliga-Finale auf dem Freiburger Münsterplatz blieb bis zum letzten Spiel spannend. Foto: Rita Eggstein

FREIBURG. Neuer Meister der Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) sind die SF Blau-Gelb Marburg – nach einem 1:0-Sieg gegen Vorjahresmeister MTV Stuttgart. Der komplette letzte Spieltag wurde auf Kunstrasen auf dem Freiburger Münsterplatz ausgetragen. Von den neun Mannschaften hatten noch vier die Chance auf den ersten Platz. Die Spielplangestalter hätten es nicht spannender machen können, denn der Titel wurde erst im letzten Spiel vergeben.

Beim Blindenfußball kommt es vor allem auf das Gehör an. Zum einen geben die im Ball eingebauten Rasseln Orientierung, zum anderen bekommen Spieler und Spielerinnen Anweisungen von ihrem sehenden Torwart, dem Trainer und einem hinter dem Tor postierten Guide. Die Spieler müssen das spanische Wort "voy" ("ich komme") rufen, wenn sie sich dem ballführenden Gegner nähern. Außer der blickdichten Brille, die wegen der Spieler mit Sehresten nötig ist, tragen die vier Feldspieler auch einen Kopfschutz.

Der Sprecher auf dem Münsterplatz forderte die Zuschauer immer wieder auf, während der Aktionen ruhig zu bleiben und erst zu applaudieren, wenn der Ball aus dem Spiel ist. "Die Zuschauer waren sehr diszipliniert und die Spieler sind inzwischen auch daran gewöhnt", sagte Marburgs Trainer Peter Gößmann. Seit 2014 ist die DBFL mehrfach auf zentrale, innerstädtische Plätze gegangen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, zu welchen Leistungen blinde und sehbehinderte Menschen in der Lage sind. Unterstützt wird sie dabei von der Sepp-Herberger-Stiftung des DFB. Im weltweiten Vergleich hinkt Deutschland beim Blindenfußball allerdings hinterher, auch finanziell.

"Die führenden Mannschaften kommen aus Südamerika und Afrika. Da kommt der Sport auch her", erklärt Trainer Ulrich Pfisterer, der neben dem MTV Stuttgart auch die Nationalmannschaft trainiert. Der 63-Jährige war selbst Profifußballer und ist Lehrer an einer Blinden- und Sehbehindertenschule. Er hat entscheidend dazu beigetragen, Blindenfußball 2006 in Deutschland zu etablieren. Die Liga gibt es seit 2008, erster Meister wurde Marburg. Dort gibt es eine Blindenstudienanstalt und dementsprechend gute Möglichkeiten, Spieler für diese Kontaktsportart, die eine Mischung aus Fußball, Handball und Eishockey ist, zu rekrutieren.

In der Nationalmannschaft dürfen nur Vollblinde spielen, von denen es wegen der guten Gesundheitsversorgung in Deutschland nicht so viele gibt. "Das kann man natürlich nicht bedauern", sagt Pfisterer, dem es die Arbeit international aber erschwert. "Alle Spieler werden wie kleine Juwelen behandelt und benehmen sich manchmal dementsprechend." Pfisterer beklagt teilweise Disziplinlosigkeiten und eine mangelhafte Einstellung. Die machte er auch für die Niederlage des fünfmaligen Meisters gegen Marburg verantwortlich. "Manche denken, es läuft von allein", sagte Pfisterer. Enttäuscht war er trotzdem nicht, weil ihm drei Leistungsträger gefehlt haben.

Da sich im vorletzten Spiel der Chemnitzer FC mit einem 3:0 gegen den PSV Köln vorübergehend den ersten Platz gesichert hatte, mussten Marburg und Stuttgart das finale Match gewinnen, sonst wäre Chemnitz der lachende Dritte gewesen. In den zwei Mal 25 Minuten Nettospielzeit entwickelte sich ein umkämpftes Spiel, in dem es zunächst nur wenige Torchancen gab. In der zweiten Halbzeit scheiterte der Stuttgarter Nationalmannschaftskapitän Alexander Fangmann mehrfach an Nationaltorwart Sebastian Schleich. Den Siegtreffer schoss in der 45. Minute Niclas Schubert, der erst kurz zuvor eingewechselt worden war.

"Wir haben sieben Jahre nicht mehr gegen Stuttgart gewonnen. Ich wusste, wenn wir es schaffen, dann in diesem Jahr", sagte Schubert. Er hat noch einen Sehrest von fünf bis zehn Prozent und war bis vor dieser Saison als Torwart im Einsatz. Dann wurde er zum Feldspieler umgeschult. Offensichtlich erfolgreich.

Ressort: Fussball

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 14. September 2015: PDF-Version herunterladen

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