Tausende nutzen Mazedonien als Transitland nach Westeuropa, was das arme Balkanland völlig überfordert – im Herbst droht eine humanitäre Katastrophe. Reportage aus einem Flüchtlingszug.
Die Flüchtlinge rennen die letzten Meter über den Schotter und die Gleise. Der Zug zur mazedonisch-serbischen Grenze rollt durch den Bahnhof von Gevgelija. Eigentlich sollte er an der Station nicht mehr anhalten, denn die Reise beginnt einen Kilometer hinter dem Bahnhof, im Flüchtlingslager. Eigentlich sollten auch alle Flüchtlinge im Lager längst zugestiegen sein. Die mazedonische Polizei zählt sie durch, damit das Gedränge im Zug erträglich bleibt. Doch das Wort "eigentlich" hat in Gevgelija seine Bedeutung verloren. In dem Durcheinander gibt es keine Regeln.
Die Bremsen des Zugs quietschen, die Flüchtlinge auf den Gleisen werfen den andern im Zug ihre Taschen zu. Dann klettern sie auf. Durchatmen, ein Schluck Wasser, weitergereicht von irgendjemandem, der Proviant dabei hat. Alhamdulilah, Lob sei Gott, geschafft!
Der altersschwache Zug hält nur zwei Stunden durch. Dann bremst er ohne Erklärung mitten in einem Dorf. Junge Kerle klettern aus ...