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Von Globalisierung und Demokratie

  • Denise Stepanek

  • Do, 29. November 2001
    Zisch

     

Der Mitbegründer des attac-Netzwerkes, Martin Glück, sprach auf Einladung der Grünen.

OFFENBURG. "Der Globalisierung kann man nur mit globalen Strukturen entgegentreten", sagte der Volkswirt und Mitbegründer des attac-Netzwerkes, Martin Glück. Beim Vortrags- und Diskussionsabend der Offenburger Grünen stellte Glück das attac-Netzwerk (Vereinigung für eine Besteuerung der Finanztransaktionen im Interesse der Menschen) und die Bemühungen für eine demokratische Kontrolle der internationalen Finanzmärkte vor.

"Wir sind keine Globalisierungsgegner", betonte Glück, "wir wollen die Bewegung lediglich in demokratische und soziale Bahnen lenken." Entstanden ist das attac-Netzwerk Anfang vergangenen Jahres aus der Friedens-Initiative "Kairos-Europa" sowie der Bonner Organisation "WEED" (World Economy Ecology and Development) und zählt derzeit 3500 Mitglieder, darunter Organisationen wie BUND und ver.di. Deutschlandweit arbeiten 40 Lokalgruppen für "attac", den Kopf des Netzwerkes bildet eine Bundeskoordination aus 12 Personen. Aktionen, Kongresse und Info-Broschüren finanziert das Netzwerk aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden sowie Geldern von Stiftungen, Kirchen und Gewerkschaften. "Wir wollen das gesellschaftliche Bewusstsein für Ungerechtigkeit stärken", sagte Glück.

Die Kluft zwischen Arm und Reich werde nicht nur im Hinblick auf die Entwicklungsländer größer, auch in Deutschland selbst hinterlasse die Globalisierung ihre Spuren. Mit Deregulierung und Privatisierung solle der Markt fit für den internationalen Wettbewerb gemacht werden: "Der Standort wird zum Drohpotential und die Politiker zu Geiseln", sagte Glück. Es gelte nur noch, "den Markt zu betören". Dies zeige nicht zuletzt auch die deutsche Steuerpolitik: "Deshalb wollen wir außerparlamentarischen Druck ausüben."

Mit Sitzblockaden und friedlichen Straßenaktionen protestierte "attac" bereits vor dem Europaparlament in Straßburg und beim Treffen der EU-Finanzminister in Luxemburg. Auch beim G7-Treffen in Genua war attac mit Protestmärschen mit dabei und beteiligte sich an der "Erlassjahr-Kampagne 2000" für den weltweiten Schuldenerlass für Entwicklungsländer. Das attac-Netzwerk fordert die Einführung der "Tobin-Steuer", eine Art Devisenumsatzsteuer. "Das sind reine Spekulationsgelder, wir aber müssen weg von der virtuellen Wirtschaft", bekräftigte Glück. Die "Tobin-Steuer" solle zugunsten kolonial ausgebeuteter Länder abgeführt werden.

Bislang konnte sich die Devisenumsatzsteuer noch in keinem Parlament durchsetzen. Glück bleibt zuversichtlich: "Die Grünen haben die ,Tobin Tax' Anfang der 70er bereits vorgeschlagen und wollen sie nun wieder in ihr Grundsatzprogramm aufnehmen." Ein weiterer Kritikpunkt ist der drohende Abbau der Sozialabsicherungen. Aus dem Publikum war indes auch Kritik zu hören: "Das Hemmen von Finanzströmen geht auf Kosten von den Schwellenländern", sagte ein Besucher. Und konkrete Lösungsansätze für derzeitige Entwicklungen könne attac auch nicht bieten.



Info unter http://www.attac-netzwerk.de

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 29. November 2001: PDF-Version herunterladen

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