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"Wer sich von Nazis beeinflussen lässt, ist sowieso nicht zu retten"

  • Do, 12. September 2002
    Zisch

     

JUZ-UMFRAGE unter Jugendlichen zum bevorstehenden NPD-Aufmarsch in Freiburg und seinen Auswirkungen auf die politische Lage in der Stadt.

Wie sehen Freiburgs Jugendliche den NPD-Aufmarsch am 14. September? Machen sie sich überhaupt Gedanken darüber? Dass das Thema bei Jugendlichen sehr wohl hohe Priorität hat, zeigt unsere Umfrage: tatsächlich wusste jede/r Bescheid und jede/r hatte eine Meinung dazu, was das für Freiburg bedeutet und wie man sich am besten verhalten sollte. Philipp Appenzeller hat diese Meinungen für die JuZ aufgezeichnet.

Sebastian Meier, 21 Jahre, Student: "Ich bin grundsätzlich dafür, die NPD und übrigens auch die Demonstration zu verbieten. Es gibt Unterschiede zwischen rechts und rechtsextremistisch - das gilt genauso für links. Aber die NPD finde ich eindeutig extremistisch."

Jan Heider, 19 Jahre, Schüler: "Ich finde es richtig scheiße, dass die NPD-Demo hier steigt. Ich denke sie versuchen, zu provozieren. Wenn die Gegendemonstranten gewalttätig würden, und sie selber ruhig blieben, könnten sie sich als die "armen Opfer" hinstellen. Das könnte ihnen vielleicht sogar noch Sympathien einbringen."

Elena Lehmann, 20 Jahre, Studentin: "Generell bin ich für freie Meinungsäußerung, leider gilt das auch für die rechtsextreme Meinung. Man kann eine Demo nicht einfach verbieten, nur weil einem die Meinung der Demonstranten nicht passt. Die Leute, die darüber entscheiden dürfen, haben wahrscheinlich Angst, dass jemand beeinflusst werden könnte. Allerdings - wenn sich jemand von demonstrierenden Nazis beeinflussen lässt, ist er eh nicht mehr zu retten!"

Lisa Spiegelhalter, 18 Jahre, Schülerin: "So einen Aufmarsch gab es noch nie in Freiburg, deswegen muss man sich hier jetzt so sorgfältig damit auseinander setzen. Ob das dann schließlich positive oder negative Auswirkungen für die Stadt haben wird, weiß ich nicht."

David Höfle, 18 Jahre, Schüler: "Ich halte nichts von der NPD-Demo, weil ich den Nationalsozialismus verabscheue. Aber für ein Verbot bin ich nicht - schließlich haben wir Meinungsfreiheit. Die Aktion ,Für eine offene Stadt - gegen Fremdenhass und Rassenwahn' finde ich gut, aber die wäre noch viel wichtiger für ganz Deutschland. Fangt an miteinander zu leben, nicht gegeneinander!"

Verena Haas, 16 Jahre, Schülerin: "Eigentlich hat jeder das Recht auf freie Meinungsäußerung. Aber die NPD greift die Grundrechte der Menschen an, deswegen sollte sie verboten werden. Das Problem ist aber auch, dass die Radikalen immer wählen gehen - ob links oder rechts. Und die Mitte viel zu wenig."

Anna Steiger, 19 Jahre, Praktikantin: "Eigentlich bin ich gegen ein Verbot, weil die sich dann einen neuen Raum suchen, wo sie sich betätigen. Deswegen ist eine geregelte Demo besser. Dass so eine Demo in Freiburg Zulauf hat, glaube ich nicht. Aber ich sehe einen Trend in ganz Europa nach rechts. Für die NPD hat das hier in Deutschland vielleicht noch keine Auswirkungen, aber man sieht den Trend auch hier schon, zum Beispiel an der Entwicklung der FDP mit ihrem Möllemann."

Inga Riesterer, 15 Jahre, Schülerin: "Ich find's schlecht, dass die so offen gegen Ausländer demonstrieren dürfen. Ich finde, da müsste grundsätzlich viel mehr dagegen gemacht werden - und zwar nicht nur jetzt wegen der NPD."

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 12. September 2002: PDF-Version herunterladen

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