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Zisch-Interview

"Die Ergebnisse werden schlechter"

  • Anna-Lena Mattern, Arblera Krasniqi, Klasse 4 & Grundschule Hausen im Wiesental

  • Mi, 02. Dezember 2015, 14:56 Uhr
    Zisch-Texte

Die beiden Zisch-Reporterinnen Anna-Lena Mattern und Arblera Krasniqi aus der Klasse 4 der Grundschule Hausen im Wiesental haben den Polizisten Bruno Aucktor von der Jugendverkehrsschule Lörrach interviewt.

Interviewpartner Anna-Lena Mattern, Br...ktor und Arblera Krasniqi (von links)   | Foto: Privat
Interviewpartner Anna-Lena Mattern, Bruno Aucktor und Arblera Krasniqi (von links) Foto: Privat
Zisch: Wollten Sie schon als Kind Polizist werden?
Aucktor: Nein, als Kind wollte ich eigentlich noch nicht Polizist werden. Mich hat schon immer die Fliegerei begeistert, und mein Traum als Kind war eigentlich, Pilot zu werden. Für diesen Beruf wäre aber ein Schulabschluss mit Abitur notwendig gewesen, und ich habe mich dann nach Abschluss der mittleren Reife für den Beruf des Energieanlagenelektronikers entschieden. Erst nach einigen Jahren, in denen ich in diesem Beruf gearbeitet habe, habe ich mich für den Polizeiberuf interessiert und dann die Polizeiausbildung begonnen.
Zisch: Wie lange bereiten Sie schon Schülerinnen und Schüler auf die Radfahrprüfung vor?
Die Einheit, in der ich nun tätig bin, nennt sich Kriminal- und Verkehrsprävention, und seit 20 Jahren bereite ich die Kinder auf die Radfahrausbildung vor und nehme auch die Prüfungen ab für den gesamten Landkreis Lörrach.
Zisch: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diese Arbeit zu machen?
Bevor ich zu dieser Einheit kam, habe ich viele Jahre im Streifendienst und auf einem Polizeiposten gearbeitet. Im Streifendienst müssen die Polizisten im Schichtdienst arbeiten, das bedeutet, an Wochenenden, an Feiertagen und auch in der Nacht sind sie auf Streife. Für die eigene Familie sind diese Arbeitszeiten nicht so toll und ich habe mich dann zur Kriminal- und Verkehrsprävention beworben, da es dort diese Schichtarbeit nicht gibt. Weiterhin habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht, mit Kindern zu arbeiten und ihnen etwas beizubringen.
Zisch: Macht Ihnen die Arbeit mit den Kindern Spaß?
Ja, es macht mir nach wie vor sehr viel Spaß, wenn ich sehe, was die Kinder alles lernen während unserer Ausbildung.
Zisch: Warum müssen Viertklässler die Radfahrprüfung machen?
In unserem momentanen Schulsystem ist es noch so, dass sich die Wege der Kinder nach der vierten Klasse trennen. Manche gehen auf die Werkrealschule, manche zur Realschule, manche zur Gemeinschaftsschule und manche auf das Gymnasium. Das bedeutet, nach der vierten Klasse sind die Kinder mobil und sind mit dem Fahrrad unterwegs zur Schule oder zum Bahnhof. Und wenn sie dann mit dem Fahrrad auf der Straße unterwegs sind, müssen sie die Verkehrsregeln kennen, um Unfälle zu vermeiden.
Zisch: Ist es schwer, die Kinder zu prüfen?
Nein, schwer ist das nicht. Als Polizist sieht man sofort, welches Kind die Regeln beherrscht und welches nicht. Am schwersten fällt es mir immer, wenn ich einem Kind nach der Prüfung beibringen muss, dass es durchgefallen ist.
Zisch: Fallen oft Kinder durch die Prüfung?
Es kommt immer wieder vor, dass Kinder die Prüfung nicht bestehen. Das sind oftmals Kinder, die nicht zuhören, wenn die Verkehrsregeln erklärt werden, und Blödsinn machen. Und wer während der Übungen nicht aufpasst, wird die Regeln dann bei der Prüfung auch nicht kennen und macht dann zu viele Fehler. Leider müssen wir feststellen, dass die Prüfungsergebnisse in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden sind. Die Kinder sind nicht mehr so aufmerksam und viel unkonzentrierter als vor einigen Jahren. Dadurch sind die Prüfungsergebnisse auch schlechter, und es gibt ganz selten Kinder, die die praktische Prüfung mit null Fehlern bestehen.
Zisch: Machen Sie als Polizist außer Radfahrprüfungen auch noch etwas anderes?
Ja, wir haben in unserer Einheit natürlich auch noch andere Aufgaben. In den Wintermonaten, in denen keine Fahrradausbildung stattfindet, sind wir an den weiterführenden Schulen wie Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen unterwegs mit zahlreichen Vorträgen über Alkohol und Drogen, über Gewalt, Mobbing, Internet- und Handygefahren, über Selbstbehauptung und die Ausbildung für Fahrzeugbegleiter in Bus und Bahn. Für die Erstklässler gibt es die Aktion "Sicherer Schulweg" und für Senioren machen wir Vorträge über das Verhalten alter Menschen im Straßenverkehr. In den Sommermonaten während der Schulferienzeit sind wir mit unserem Laster auch unterwegs und machen bei den Ferienprogrammen der Gemeinden und Städte mit. Da bauen wir dann einen Geschicklichkeitsparcours auf, und die Kinder lernen dort, ihr eigenes Fahrrad zu beherrschen. Wenn wir im Büro sind, und es passiert gerade ein größeres Ereignis wie ein Banküberfall oder ein Raubüberfall, dann müssen wir den Streifendienst unterstützen und sofort ausrücken. Der Beruf des Polizisten ist eben sehr vielseitig.

Ressort: Zisch-Texte

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