Account/Login

"Eine Ehre, am Münster zu bauen"

  • der Klasse 4b &

  • Fr, 11. April 2014
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit dem Steinmetz Thomas Prinich, der in der Münsterbauhütte des Freiburger Münsters arbeitet.

Steinmetz Thomas Prinich und Schülerin...s Steinmetzwerkzeug in der Hand hält.   | Foto: privat
Steinmetz Thomas Prinich und Schülerin Franka Häußler, die ein heute noch verwendetes Steinmetzwerkzeug in der Hand hält. Foto: privat

Am 24. Februar besuchte die Klasse 4b der Clara-Grunwald-Schule Freiburg den Steinmetz Thomas Prinich im Augustinermuseum, wo gerade die Ausstellung "Baustelle Gotik" läuft. Dabei hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihm bei der Arbeit zuzusehen und auch Fragen zu stellen.

Zisch: Was ist Ihr Beruf?
Prinich: Mein Beruf ist Steinmetz.
Zisch: War das schon immer Ihr Wunschberuf?
Prinich: Nein, ich wollte Schreiner werden. Aber da wo ich herkomme, gab es nach dem Mauerfall keine Stellen und keinen Schreiner, der mich ausbilden wollte. Und so bin ich zum Steinmetz gekommen.
Zisch: Ist das ein Ausbildungsberuf?
Prinich: Ja, ich musste drei Jahre in die Lehre gehen.

Zisch: Was macht Ihnen Spaß an dem Beruf?
Prinich: Ich sehe jeden Tag, was ich gemacht habe. Nicht so wie bei meiner Frau. Sie ist im Büro und tippt und verschickt und sieht abends nicht, was sie gemacht hat. Und außerdem ist es für mich eine Ehre, dass ich am Münster bauen und es erhalten darf.
Zisch: Wo arbeiten Sie genau?
Prinich: Ich arbeite in der Münsterbauhütte vom Freiburger Münster in Freiburg. Das finde ich toll, weil ich so mehr Zeit für meine Familie habe. Nicht so wie früher, da musste ich immer weit fahren und kam erst um sieben nach Hause. Da hatte ich nicht mehr viel Zeit für meinen Sohn, weil er schon ins Bett musste. Jetzt komme ich um 17 Uhr nach Hause und habe noch Zeit mit meinem Sohn was zu unternehmen.
Zisch: Welche Werkzeuge benutzen Sie?
Prinich: Mit diesem großen Zahneisen arbeitete ich ziemlich viel in meiner Lehre. Außerdem gibt es noch das Schlageisen und verschiedene Hammer. Diese Werkzeuge werden schon seit Hunderten von Jahren benutzt. Es sind immer noch dieselben, wie sie früher beim Münsterbau verwendet wurden.

Zisch: Dürfen wir eine kleinen Stein mitnehmen?
Prinich: Ja, von mir aus schon. Dort aus der Restekiste.
Zisch: Dieser Stein ist ja heller als das Münster in echt ist. Wird der Stein noch angemalt?
Prinich: Nein, das hier ist ein Kalkstein. Beim Münster ist es Buntsandstein. Den Buntsandstein können wir hier nicht bearbeiten, weil es keinen Abzug für den Staub und keine Lüftung gibt. Wir können ja auch nicht mit Masken arbeiten und den Besuchern Masken anziehen. Der Staub des Buntsandsteins ist gefährlich für die Lunge. Die Besucher dürften dann nicht in diesen Raum und deshalb verwenden wir Kalkstein.
Zisch: Lässt sich der Stein gleich bearbeiten?
Prinich: Der Kalkstein ist viel leichter zu bearbeiten. Die Werkzeuge müssen dabei nicht so oft geschliffen werden.

Zisch: Was wird dieses Stück, das Sie da gerade bearbeiten?
Prinich: Es ist so, wie eine Strebe vom Münster. Auf dem Plan hinter mir ist die Stelle, an die es hingehört, eingezeichnet.
Zisch: Wird der Stein, den sie bearbeiten, später ans Münster gebaut?
Prinich: Nein, das ist nicht die Originalgröße. In Originalgröße wäre die Strebe doppelt so groß. Das ist zum Zeigen. Auf dem Plan hinter mir seht ihr das fertige Kunstwerk im Maßstab eins zu zwei.
Zisch: Was passiert dann mit dem Kunstwerk?
Prinich: Es wird versteigert. Irgendjemand mit viel Geld oder eine Bank hat bestimmt noch Platz im Garten.

Zisch: Und wer bekommt das Geld, das Sie durch die Versteigerung verdienen?
Prinich: Ich verdiene daran nichts. Es wird für den Münsterbau verwendet.
Zisch: Wie lange geht das Projekt?
Prinich: Seit Februar bis zum 25. Mai 2014. Aber wahrscheinlich wird die Ausstellung bis Oktober verlängert.
Zisch: Wie lange brauchen Sie, um die ganze Strebe zu hauen?
Prinich: Ich bin nicht jeden Tag hier. Wenn ich aber in der Werkstatt alleine an diesem Stück arbeiten würde, bräuchte ich ungefähr zwei Wochen dafür. Hier muss ich erstmal schauen, was die anderen Kollegen schon gemacht haben und wie es weitergeht. Wenn ich nicht gerade hier bin, arbeite ich in der Münsterbauhütte.

Zisch: Ist das Ihre Arbeitskleidung, die Sie da tragen?
Prinich: Wenn ich bei so einem Projekt arbeite, muss ich das, was ich gerade anhabe, anziehen. Sonst dürfen wir anziehen, was wir wollen.
Zisch: Gibt es noch weitere Vorführungen für alle?
Prinich: Ja, jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr hier im Kreuzgang im Augustinermuseum. Die Vorführung des Steinmetzes kostet nichts.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. April 2014: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel