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"Ich bin gern bei den Landwirten, denn sie sind der Natur so nah"

  • Kristin Zehner, Klasse 4 & Grundschule Mundingen

  • Fr, 27. November 2015
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit dem Tierarzt Hansjörg Zehner aus Schleswig-Holstein über seinen Arbeitsalltag, seine Spezialisierung auf Rinder sowie Wind und Wetter.

Hansjörg Zehner unterwegs zu einem Landwirt   | Foto: Privat
Hansjörg Zehner unterwegs zu einem Landwirt Foto: Privat

Hansjörg Zehner, Onkel von Zisch-Reporterin Kristin Zehner aus der Klasse 4 der Grundschule Mundingen, ist Tierarzt in Schleswig-Holstein. Da Kristin Tiere auch sehr mag, wollte sie mal von ihm wissen, wie es als Tierarzt so ist. Deshalb hat sie ihn interviewt.

Zisch: Wie lange ist dein Arbeitstag? Wann fängst du an, wann hörst du auf?
Zehner: Wir sind Tierärzte für Rinder. Wir sind ein Team von drei Tierärzten. Ich bin selbständig und kann und muss mich deshalb an meinen Kunden orientieren. Ich sollte bereit sein, sobald ein Kunde mich brauchen könnte. Da Kühe im Normalfall morgens um sechs Uhr und abends um 17 Uhr gemolken werden, haben wir selbst bestimmt, dass wir von acht Uhr bis 12.30 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr arbeiten.
Zisch: Was passiert, wenn eine Kuh nachts oder am Wochenende krank wird?
Zehner: Für den Fall, dass außerhalb dieser Zeiten ein Tier so krank wird, dass man nicht warten kann, hat immer ein Tierarzt Bereitschaftsdienst. Dieser Tierarzt arbeitet sozusagen den ganzen Tag und die ganze Nacht. Es erkrankt aber nicht jede Nacht ein Tier sehr. Deshalb kann man sich auch in der Bereitschaft ausruhen. Allerdings kann der Tierarzt in Bereitschaft aber zum Beispiel nicht ins Kino oder einen Besuch bei Leuten machen, die weit weg wohnen. Und weil wir mehrere Tierärzte sind, hat jeder Tage ohne Bereitschaft und auch jedes zweite Wochenende frei. Auch Urlaub ist so möglich. Dann müssen die anderen Ärzte etwas mehr arbeiten, aber sie bekommen ja dann auch Urlaub.
Zisch: Bist du nur im Stall bei den Tieren?
Zehner: Da ich der Chef einer Praxis bin, muss ich auch Büroarbeit machen. Dann schreibe ich Berichte oder Rechnungen am Computer.
Zisch: Wer sind deine Patienten? Warum sind es Patienten?
Zehner: Meine Patienten sind fast nur Rinder. Davon gibt es hier so viele, dass ich mit denen genug Arbeit habe. Unter Rindern verstehe ich Kälber, Jungtiere, Kühe und Bullen. Diese Tiere werden eben manchmal krank. Kälber bekommen Durchfall und Husten, Jungtiere haben manchmal Husten, haben Parasiten in sich, und Kühe bekommen Euterentzündungen und entzündete Füße. Die nennt man Klauen. Bei Kühen werde ich auch zu Geburten gerufen, falls so ein Kalb nicht von alleine geboren werden kann. Das passiert dann meistens in der Nacht. Und falls Kühe nicht wieder trächtig werden – bei Menschen nennen wir das schwanger – werde ich auch gerufen, um herauszufinden, was der Kuh fehlt. Krank ist sie dann eigentlich nicht. Nur muss eine Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommen, damit sie wieder Milch bildet, die wir melken können. Wird eine Kuh nicht tragend, gibt sie nach einem Jahr so wenig Milch, dass sie geschlachtet wird.
Zisch: Gehst du dann immer zu den gleichen Landwirten?
Zehner: Da ich schon lange Rinder betreue, vertrauen die Landwirte auf mein Können und meine Erfahrung. Sie kennen mich gut und rufen mich immer wieder. Selten ruft mal einer an, der einen neuen Tierarzt sucht. Das freut mich dann natürlich.
Zisch: Musst du nur zu den Landwirten, weil die Tiere krank sind?
Zehner: Nicht nur, immer mehr werden wir auch um Rat gefragt, wie die Tiere untergebracht und ernährt werden sollen, damit sie nicht so oft krank werden.
Zisch: Was brauchst du für deine Arbeit?
Zehner: Als Rinderpraktiker fahre ich zu meinen Patienten. Also brauche ich ein Auto. Darin müssen alle Medikamente sein, die ich eventuell brauche. Auch alle Werkzeuge und Geräte, die ich zum Untersuchen brauche. Wenn ich in den Stall gehe, habe ich immer ein Stethoskop, ein Fieberthermometer und Untersuchungshandschuhe dabei. Aber das Auto ist vollbeladen mit Spezialgeräten: einem Endoskop, Schlundsonden und Werkzeugen für Klauen. Ich habe auch Schutzkleidung wie Gummistiefel und Gummischürzen dabei. Für mich ganz wichtig ist auch ein Telefon. Damit ich angerufen werden kann. Früher hatten wir Funkgeräte, aber Handys haben diese ersetzt. Wir haben auch ein Büro für die ganzen Schriftsachen, die ein Arzt so braucht. Und einen Lagerraum für Medikamente haben wir auch. Na klar, haben wir auch jeder einen Computer. Damit wir aufschreiben können, was wir gemacht haben, und damit wir Rechnungen schreiben können. Wir leben nämlich davon, dass die Landwirte uns für unsere Arbeit bezahlen.
Zisch: Was ist das Tolle an deinem Beruf?
Zehner: Ich habe mir diesen Beruf ausgesucht, weil ich zum einen mit meinen Händen etwas erschaffe, zum Beispiel bei einer Geburt oder bei einer Operation. Und zum anderen, weil man ganz schön viel wissen muss über seine Patienten und deren Krankheiten. Damit kann ich den Landwirten und den Tieren helfen. Und ich arbeite gerne mit Landwirten. Ich finde, sie sind ganz dicht dran an der Natur, dem Boden und dem Wetter. Da helfe ich gerne. Ich bin auch gerne draußen, spüre Wind und Kälte, aber natürlich lieber Sonne und Wärme. Mir gefällt auch die Gegend, in der ich arbeite und wohne. Arbeiten und Leben kann man in diesem Beruf nämlich nicht so richtig trennen.
Zisch: Magst du deinen Beruf?
Zehner: Ich hoffe, ich konnte klar machen, dass ich meinen Beruf gerne habe. Das ist eine gute Grundlage für Zeiten, in denen es mal nicht so gut läuft. Und eine Familie ernähren kann ich davon auch noch. Und Hobbys können wir uns auch noch leisten. Das macht ein gutes Gefühl.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. November 2015: PDF-Version herunterladen

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