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"Ich muss auf meine Stimme achten"

  • Eva Höcht, Klasse 4b, Hebelschule (Rheinfelden-Nollingen)

  • Fr, 05. Juli 2019
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Opernsängerin Sonja Goltz vom Theater Basel über ihren Arbeitsalltag im Chor und ihre schönsten Rollen.

Opernsängerin Sonja Goltz singt am Theater Basel im Chor.   | Foto: privat
Opernsängerin Sonja Goltz singt am Theater Basel im Chor. Foto: privat

Zisch-Reporterin Eva Höcht aus der Klasse 4b der Hebelschule in Rheinfelden-Nollingen hat ein Interview mit der Opernsängerin Sonja Goltz geführt, die am Theater Basel arbeitet.

Zisch: Wir haben ja gerade die Oper "Madama Butterfly" in Basel gesehen, wo Sie mitgewirkt haben. Was für eine Rolle haben Sie da gespielt?
Goltz: Ich hatte ein ganz buntes tolles Kostüm an. Ich bin ja Sängerin im Opernchor und der ganze Chor war in dieser Inszenierung auf der Bühne als eingekaufte Partygesellschaft bei der Hochzeit von Madama Butterfly zu sehen.

Zisch: Wie lange haben Sie dafür geprobt?
Goltz: Wir hatten erst musikalische Proben einige Wochen lang – das variiert je nach Stück. Im musikalischen Teil müssen wir die Noten lernen, die Musik lernen und alles auswendig lernen. Und dann kommen die szenischen Proben für sechs Wochen. Das findet dann mit dem Regisseur auf der Probebühne statt.

Zisch: Und was habt Ihr für Arbeitszeiten?
Goltz: Da es für uns abends spät wird, fangen wir morgens immer erst um zehn Uhr an. Chorsaalproben dauern meist bis 12.30 Uhr und Bühnenproben bis etwa 13.30 Uhr. Am Nachmittag proben wir ab 17 Uhr im Chorsaal oder später auf der Probebühne. Wenn es eine Vorstellung gibt, haben wir nachmittags frei und sind dann meist von 18 bis etwa 22 Uhr im Einsatz.

"Ich muss meine Stimme

aufwärmen – wie im Sport."

Zisch: Wie viel müssen Sie daheim noch üben?
Goltz: Als Solistin übt man anders zu Hause, als wenn man im Chor ist. Im Ensemble wird gemeinsam geprobt, bis alle alles können. Aber man muss natürlich daheim die Texte lernen. Und jeden Tag muss ich meine Stimme aufwärmen – wie ein Aufwärmtraining beim Sport.

Zisch: Was tun Sie, damit Ihre Stimme so schön ist und Sie nicht heiser werden?
Goltz: Das war ein nettes Kompliment, vielen Dank. Wenn man profimäßig singt, man singt ja bis zu vier oder fünf Stunden am Tag , ist es natürlich extrem wichtig, dass man eine gute Technik hat. Und selbst ich muss noch regelmäßig Gesangsunterricht bei einem Gesangslehrer nehmen, der mithört und bei Problemen weiterhelfen kann. Dann ist es ganz wichtig, dass ich auf meine Stimme aufpasse, dass die Stimme gesund bleibt. Ich passe auf, dass ich nicht zu viel rede, nicht schreie und nicht viel trinke.

Zisch: Wenn Sie das Stück schon können und es aufgeführt wird, was machen Sie dann in den Proben?
Goltz: Wenn ein Stück Premiere hat und aufgeführt wird, gehen schon die Proben fürs nächste Stück los. Das heißt, parallel wird ein Stück aufgeführt und das nächste geprobt, es gibt also keine Pausen. Am Freitagabend ist man zum Beispiel bei der Premiere, der ersten Aufführung eines Stücks, und am Samstagmorgen im Chorsaal ist bereits Probe fürs nächste Stück.

Zisch: Proben im Opernchor die Männer und Frauen zusammen?
Goltz: In der Regel ja. Es gibt aber manchmal bewusst Stimmtrennung. Heute Nachmittag proben zum Beispiel nur die Männerstimmen, weil es beim "Barbier von Sevilla" gar keine Frauenstimmen im Chorpart gibt. Darum habe ich heute Nachmittag frei.

Zisch: Wie stellen Sie sich auf der Bühne auf?
Goltz: Das entscheidet der Regisseur, manchmal dürfen wir mitentscheiden. Meist stehen wir bunt gemischt, weil wir auch Darsteller auf der Bühne sind. Im Konzertchor steht man nach Stimmen.

Zisch: Wie wird man Opernsängerin?
Goltz: Man muss es unbedingt wollen. Als Erstes nimmt man Gesangunterricht und muss natürlich Talent haben. Dann bewirbt man sich an einer Musikhochschule, eine Universität speziell für einen künstlerischen Beruf. Wenn man den Studienplatz bekommt, studiert man das Studienfach Gesang und kann Musiktheater studieren. Das Studium dauert in der Regel fünf Jahre. An der Opernschule gibt es kleine Opernproduktionen. Dann geht es ans Vorsingen bei Künstleragenturen oder direkt am Theater. Und wenn man auf eine Rolle passt, wird man engagiert. Dann ist man Opernsängerin.

Zisch: Haben Sie als Kind auch schon viel gesungen und musiziert?
Goltz: Ich habe eigentlich immer schon gerne gesungen. Als Kind habe ich schon mit fünf oder sechs Jahren angefangen, Geige zu spielen, dann Klavier und Gitarre. Und dann durfte ich das erste Mal in das Musical "Phantom der Oper". Das hat mir so gut gefallen, und dann hat mir meine Mama die Noten besorgt und ich habe ihr vorgesungen. Dann habe ich Gesangunterricht bekommen mit ungefähr 15. Und dann war mir klar: Ich möchte etwas mit Musik machen. Ich habe in der Schule auch immer im Chor gesungen. Meine Hobbys waren Musik machen, im Orchester spielen sowie Balletttanz und Reiten.
Zisch: Als Sie Solistin waren, was haben Sie da für Rollen gespielt?
Goltz: Ganz viele tolle und unterschiedliche Rollen. Ich habe zum Beispiel "Carmen" gesungen, eine ganz berühmte Rolle für Mezzosopran. Außerdem viele Mozartpartien. In der tiefen Frauenstimme habe ich auch ganz viele Männerrollen gespielt, wie den Hänsel in "Hänsel und Gretel", Orfeo und so weiter.

Zisch: Welches ist Ihre Lieblingsrolle?
Goltz: Orfeo und Hänsel und auch Carmen.

Zisch: Ihr seid ja wegen Ihrer Stelle im Opernchor Basel extra in die Region gezogen und Ihre Tochter ist zu uns in die Schule gekommen. Muss man als Opernsängerin viel umziehen?
Goltz: Man wechselt als Opernsänger oft das Theater. Ich hatte das Glück, dass ich elf Jahre lang in Würzburg fest engagiert war und in der Zeit nicht umziehen musste. Das ist aber eine Ausnahme. Normalerweise laufen die Verträge immer nur für ein Jahr, und man weiß nie, wie es weitergeht, und man muss tatsächlich oft umziehen. Wenn man Kinder hat, möchte man nicht ständig umziehen. Und deswegen habe ich mich entschieden, in den Chor zu gehen und da eine feste Stelle zu haben.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 05. Juli 2019: PDF-Version herunterladen

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