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Science Fiction

50 Jahre Star Trek: UN-Mission im Weltraum

  • Holger Spierig (epd)

  • Do, 08. September 2016, 00:00 Uhr
    Kultur

     

"Das letzte seiner Art" hieß die erste Folge: Vor 50 Jahren wurde die erste Folge der Science-Fiction-Serie "Star Trek" im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Wir blicken zurück.

Die USS Enterprise Foto: dpa
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Star-Trek-Fans läuft am Ende des aktuellen Kinofilms "Star Trek: Beyond" ein wohliger Schauer der Erinnerung den Rücken hinunter: Zum Abschluss der Film-Trilogie über die Frühzeit von Captain Kirk, Offizier Spock und Schiffsarzt Pille bricht das Raumschiff "Enterprise" zu seiner Fünf-Jahres-Mission auf, "um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen". Genauso hieß es jedes Mal im Vorspann des Originals, der Kult-TV-Serie. Eine stilvolle Verbeugung zum 50. Geburtstag. Am 8. September 1966 flog die Enterprise in den USA erstmals über die Bildschirme.

"Das letzte seiner Art" hieß die erste Folge. Die Mannschaft der Enterprise hatte es mit einem außerirdischen Wesen zu tun, das sich in wechselnde verführerische Gestalten verwandeln konnte und mehrere Crewmitglieder tötete. Heute gehört "Star Trek" ("Zug zu den Sternen") weltweit zu den erfolgreichsten Fernsehserien. Die Bilanz von 50 Jahren umfasst mit den Nachfolgeserien rund 700 Fernsehfolgen, 13 Kinofilme und unzählige Romane, Comics und Computerspiele. Seit 1972 wurde die Serie als "Raumschiff Enterprise" auch in Deutschland gezeigt.

Heute kaum vorstellbar: Die Serie floppte anfangs beim Publikum; der Start verlief holprig. Der Pilotfilm "Der Käfig", zunächst mit einem etwas hölzernen Captain Christopher Pike, war dem Sender NBC "zu kopflastig", erinnerte sich Produzent Herbert Solow. Das Studio Desilu erhielt jedoch die Chance für einen neuen Versuch. Die zweite Folge "Die Spitze des Eisberges" überzeugte dann. Nun flog bis auf Spock eine runderneuerte Crew um den neuen Captain James T. Kirk (William Shatner) durchs All.

Aber die Einschaltquoten waren zu gering. Nach drei Jahren und 79 Folgen stellte NBC die Serie ein. Zum Kult wurde "Star Trek" erst danach: Mit den Wiederholungen in Regionalsendern wuchs eine Fangemeinde, die immer lauter nach einer Fortsetzung verlangte.

Captain Kirk befehligte eine multikulturelle Besatzung: neben dem japanischen Steuermann Sulu und dem russischen Navigationsoffizier Pavel Chekov auch die schwarze Kommunikationsoffizierin Uhura. In den 60er Jahren war das revolutionär. Oberstes Gesetz – die erste Direktive – war die Nichteinmischung und der Respekt vor fremden Kulturen. Mit seiner 400 Mann starken Besatzung versah die "USS Enterprise" so etwas wie eine UN-Mission im Weltraum.

Der Respekt vor
fremden Kulturen

Dass die schwarze Kommunikationsoffizierin Uhura dabei blieb, ist wohl dem Bürgerrechtler Martin Luther King (1929–1968) zu verdanken, einem Fan der Serie. Schauspielerin Nichelle Nichols wollte – frustriert über ihre kleine Rolle – aus der Serie aussteigen. Aber King beschwor sie weiterzumachen, schrieb die Schauspielerin in ihrer Biografie. "Zum ersten Mal sieht uns die Welt, wie es sein sollte, als Gleiche, als intelligente Menschen", habe King ihr gesagt. In der Folge "Platos Stiefkinder" aus dem Jahr 1968 ist es Uhura, die im amerikanischen TV für den ersten Kuss zwischen einer Schwarzen und einem Weißen (Captain Kirk) steht.

Vision des Produzenten und Star-Trek-Erfinders Gene Roddenberry (1921– 1991): eine positive Zukunft für eine vereinigte Menschheit. Zu Zeiten von Kaltem Krieg, Rassendiskriminierung und Vietnamkrieg war das mehr als ungewöhnlich.

Besonders populär wurde ausgerechnet die von Leonard Nimoy kongenial verkörperte Figur des menschlich-vulkanischen Mr. Spock. Roddenberry hatte sie nur nach harten Kämpfen durchsetzen können. Mit seinen spitzen Ohren, befürchtete der Sender, könne Spock bibeltreue Zuschauer an den Teufel erinnern. Den weltweit berühmt gewordenen Vulkanier-Gruß mit den gespreizten Fingern habe er beim Judentum ausgeliehen, berichtete der 2015 gestorbene Schauspieler Leonard Nimoy in seiner Autobiografie. Die jüdische Segnungsgeste habe ihn als Kind beim Synagogenbesuch fasziniert.

Für Staunen beim Publikum sorgten viele technische Ideen der "Star Trek"-Macher – manche davon begegnen uns in der digitalen Welt von heute wieder. So sprach Captain Kirk schon 1966 mit einem Kommunikator genannten Gerät beim Besuch eines Planeten mit Lieutenant Uhura auf der Brücke der "Enterprise". Dieser aufklappbare Kommunikator erinnert optisch stark an Handys inzwischen längst überholter Bauart – etwa an Motorolas Mobiltelefon StarTAC. Die äußerst komfortable Reisemethode des Beamens freilich, für die Chefingenieur Scotty auf der "Enterprise" verantwortlich war, lässt sich wohl kaum in die Realität umsetzen: Die theoretisch mögliche Technik scheitert an der notwendigen Energiemenge.

Fast genau zehn Jahre nach ihrem letzten Flug wurde der Großteil der Originalmannschaft 1979 noch einmal für das Kino reaktiviert, es entstand "Star Trek – Der Film". Bald darauf trat im Fernsehen eine neue Generation der Enterprise-Besatzung ihren Dienst an, beginnend mit "Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert".

Ebenso wie die Macher der Originalserie setzen auch die Nachfolger neue Akzente: So wurde die Sternenbasis "Deep Space Nine" von einem schwarzen Commander geführt, und auf der "Voyager" gab erstmals eine Frau als Captain den Ton an. Auch im Fernsehen scheint die "Enterprise" vorerst weiterzufliegen: Für das Jahr 2017 hat CBS die mittlerweile siebte Star-Trek-Fernsehserie angekündigt.

Ressort: Kultur

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 08. September 2016: PDF-Version herunterladen

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