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Film

Auch für Nicht-Hundebesitzer: "Isle of Dogs"

  • Do, 10. Mai 2018, 17:17 Uhr
    Kino

     

Hollywoods Pixeltrickser arbeiten am nahtlosen Übergang zwischen Real- und Animationsfilm. Regisseur Wes Anderson knüpft dagegen in "Isle of Dogs" an den klassischen Trickfilm an.

Auf der Müllinsel sind die Hunde in &#...Isle of Dogs“ Streuner geworden.  | Foto: dpa
Auf der Müllinsel sind die Hunde in „Isle of Dogs“ Streuner geworden. Foto: dpa
Der Charme von "Isle of Dogs", der mit dem mühsamen Stop-Motion-Verfahren hergestellt wurde, besteht gerade im Bekenntnis zum sichtbaren Handwerk. Dabei kommt Andersons Film als veritabler, dystopischer Science-Fiction daher – nur eben, wie der Titel vermuten lässt, aus der Hundeperspektive.

Im Japan der Zukunft regiert der korrupte Bürgermeister und bekennende Hundehasser Kobayashi die Stadt Megasaki. Eine grassierende Hundegrippe nimmt er zum Anlass, um alle Hunde einfangen und auf eine verseuchte Müllkippeninsel verfrachten zu lassen. Nach sechs Jahren sind aus den einstmals geliebten Haustieren verwahrloste, ausgehungerte Kreaturen geworden, die sich um jede Mülltüte blutige Kämpfe liefern.

Das Blatt wendet sich, als der zwölfjährige Atari – Adoptivsohn des Bürgermeisters – mit einem geklauten Flugzeug auf der Insel landet, um sich auf der Suche nach seinem treuen Bodyguard-Hund zu begeben, der von seinem Ziehvater zuerst in die Verbannung geschickt wurde.

Während in Megasaki eine amerikanische Austauschstudentin eine Rebellion gegen die korrupten Stadtoberen anzettelt, beginnt auf der Insel für die Vier- und den Zweibeiner eine epische Reise, die sich mit leiser Ironie an großformatige Werke wie "Hobbits" anlehnt. Zwischen den Abenteuern philosophieren die Hunde auf dialektische Weise über die eigene Haustier- und Streunerexistenz, das Verhältnis zu ihren früheren Herrchen und das unfreiwillige Outlawdasein.

Wunderbar fächert Anderson die Tierschar in ein animalisches Charakterensemble auf. Im amerikanischen Original haben Größen wie Bill Murray, Brian Cranston, Edward Norton und Jeff Goldblum die Vierbeiner eingesprochen. Spricht man den Titel "Isle of Dogs" schnell genug aus, hört er sich genauso an wie "I Love Dogs" und die Liebe zum Hund ist in diesem Film deutlich spürbar. Die Animateure haben keine kreativen Mühen gescheut, um die motorischen und seelischen Eigenheiten dieser Spezies herauszuarbeiten. Auch – wie zu Beginn des Filmes erklärt wird – ihr Bellen in die Menschensprache übersetzt wurde, werden die Hunde hier nicht humanisiert, sondern dürfen ganz Tier bleiben.

Neben den gewitzten Dialogen überzeugt "Isle of Dogs" vor allem durch seinen unaufdringlichen Humor und die liebevolle, detailversessene Ausstattung. Die Müllinsel ist kein dystopisch düsterer Ort, sondern wirkt wie eine poesievolle Westernkulisse in einer Prärie aus Unrat. Die Sets von Megasaki wiederum wurden mit einem unübersehbaren Faible für Japanologie entworfen und die Animation schreckt dabei vor keinem gestalterischen Aufwand zurück. Allein die Herstellung von vergiftetem Sushi, mit denen der Bösewicht seinen politischen Gegner entsorgt, ist ein tricktechnisches Meisterwerk. Auch für Nicht-Hundebesitzer ist "Isle of Dogs" ein äußerst liebenswertes Stück Kino, dass Herz und Auge gleichermaßen verwöhnt.

"Isle of Dogs" (Regie: Wes Anderson) läuft in Freiburg und Basel. Ab 6.

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. Mai 2018: PDF-Version herunterladen

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