Ein Elendsviertel in Rio de Janeiro soll verschwinden, weil es den Glanz Olympias stört. Doch die Bewohner leisten Widerstand. Eine Geschichte über Macht und Korruption.
Am Tag, als Maria da Penha die höchste Auszeichnung ihres Lebens bekommen soll, wird sie von einer Polizeieinheit geweckt. Mit Knüppeln und Tränengaskanonen stehen die Beamten vor ihrem Haus. Es ist sechs Uhr morgens, 8. März 2016, Internationaler Frauentag. Die Polizisten lassen Maria da Penha noch Zeit, einige Sachen zusammenzupacken, dann fährt ein Bagger vor und rammt seine Schaufel in ihr dreistöckiges Haus. 23 Jahre lang hatte Maria da Penha darin gewohnt.
Wenige Stunden später sitzt da Penha in der ersten Reihe des Landesparlaments von Rio de Janeiro. Die 51-Jährige hat ein bunt kariertes Hemd angezogen, sie soll ausgezeichnet werden an diesem Frauentag als vorbildliche Bürgerin Brasiliens. Doch ihr ist nicht mehr nach feiern zumute. In einem kurzen Statement sagt sie: "Heute bin ich traurig, aber die Ehrung macht mich stark. Für Mega-Events setzen sie dich auf die Straße, so läuft das hier."
In zweieinhalb Monaten beginnen in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele. Und zwar nur wenige hundert Meter entfernt von Maria da Penhas abgerissenem Heim. Dort erstreckt sich hinter einem Wellblechzaun der ...