Eine wütende Mutter, ein schweigsamer Bürgermeister, ein abgekämpfter Pfarrer und die Bullenhasser – was ist in Hamburg los? Viele Hanseaten erkennen die Stadt nicht wieder.
Bürgermeister Olaf Scholz Foto: dpa
Als plötzlich dieser Kerl im Dunkeln vor ihr stand und ungeniert an die Hauswand pinkelte, da reichte es ihr. Simone Buchholz war auf dem Weg zu Freunden, die an diesem Abend Geburtstag feierten. Sie war in ihrem Viertel, in ihrer Straße unterwegs und plötzlich stehen da diese jungen Kerle, schwarze Kleidung, Kapuzenpullis, und einer pisst vor ihren Augen an die Wand. Simone Buchholz, 41 Jahre alt, verheiratet, Kriminalautorin, Mutter eines fünfjährigen Jungen, 65-Quadratmeter-Wohnung, nicht reich, nicht arm, Anwohnerin in der Wohlwillstraße, St. Pauli, Hamburg, wo spätestens seit dem 21. Dezember, dem Abend der großen Schlacht zwischen militanten Linken und Polizisten, alles völlig aus dem Lot ist.
Es passiert einfach. Sie geht auf den Mann zu, stellt ihn zur Rede und auf einmal bricht alles aus ihr raus: Was das denn solle, einfach so an die Hauswand pinkeln? Und überhaupt, wozu die ganze Gewalt in ihrem Kiez, die Steine, die angezündeten Weihnachtsbäume, die Scherben, wozu denn all die ...
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