Sie haben sich ihr düsteres Vorleben von der Seele geredet. Jetzt steht ihre Pflegemutter vor Gericht. Doch es ist schwer, ihr etwas nachzuweisen / Von Stefan Hupka.
S olche Bushaltestellen gibt es zu Dutzenden im Markgräflerland. Dennoch genügt dem Mädchen schon ein flüchtiger Seitenblick aus dem Fenster des fahrenden Autos um zu wissen: "Hier war's." Diana, heute 13, und ihre um ein Jahr jüngere Schwester Christine hatten vor Jahren einmal mehrere Stunden Zeit, sich diese Haltestelle einzuprägen. Aber nicht das endlose Herumstehen und Warten damals war es, das die Mädchen den Ort bis heute nicht vergessen ließ, auch nicht die Kälte. Es war das, was dann kam: Ein Auto hielt, das sie kannten, sie stiegen ein. Und dann setzte es, erzählen die Kinder, Schläge. Mit einer Reitgerte, ausgeteilt während der Fahrt von der wütenden Fahrerin, ihrer damaligen Pflegemutter.
Es seien Schläge gewesen, wie es sie so oft gegeben habe, lange davor und auch noch lange nach diesem Abend, mit der Hand, der Gerte und mit anderen Gegenständen. Aus geringen oder nichtigen Anlässen, wie bei diesem Missverständnis damals, als die Kinder aus Versehen an der falschen Bushaltestelle auf ihre Pflegemutter gewartet hatten. Oder, als sie daheim spät nachts noch einen Haufen Wäsche hätten sortieren müssen, immer wieder "total todmüde" darüber eingeschlafen seien und mit kaltem Wasser wieder geweckt wurden: "Weitermachen!" Oder auf dem verkommenen Pferdehof, wo sie, erzählen sie, bis nachts um zehn die ...