Die Vergangenheit ist nicht, sie wird gemacht: Etienne François und Hagen Schulze tragen "Deutsche Erinnerungsorte" zusammen.
K aum ein Franzose in Toulon wird heute eine Antwort auf die Frage parat haben, warum im Stadtgarten ein Denkmal Heinrich Heines steht. Es illustriert in besonders augenfälliger Weise die verschlungenen Wege des deutschen Gedächtnisses. Die Statue war ursprünglich nichts weiter als das Auftragswerk, das sich die Literaturliebhaberin Kaiserin Sissi in ihrer Privatresidenz auf Korfu hatte aufstellen lassen. Nachdem Kaiser Wilhelm II. das Anwesen 1908 gekauft hatte, ließ er die Büste entfernen, danach stand sie im Hof des Hamburger Verlagshaus Campe, das die Schriften Heines betreute - der Senat der Stadt hatte sie als "gebraucht" abgelehnt. Von hier aus wurde sie 1939 vor den Nationalsozialisten gerettet und landete durch Zufall in Toulon - es ist ...