Milde Winter und ein großes Nahrungsangebot: Es gibt immer mehr Wildschweine in Deutschland und Südbaden. Der intensive Maisanbau am Oberrhein begünstigt die Ausbreitung der Wildschweine.
Der Vollmond steht so nah an der Erde wie seit Jahren nicht mehr. Der Himmel ist wolkenverhangen, gedämpftes Licht liegt wie ein heller Teppich über dem Ehrenstetter Grund. "Ideale Bedingungen, keine Schatten, keine grellen Stellen, und der Wind steht auch gut", sagt Martin Thoma mit flüsterleiser Stimme, als wir auf den Hochsitz klettern, um "anzusitzen", wie das in der Jägersprache heißt. Der Stand, in dem wir uns in dicke Sitzsäcke einpacken, liegt einige Meter entfernt von der Kirrung, jener Stelle im Wald, an der die Jäger etwas Mais auslegen, um das Wild anzulocken.
Tags zuvor hat der Jäger aus Schallstadt am Rand eines Schlammlochs Spuren entdeckt. "Wahrscheinlich ein Keiler, ein Einzelgänger. Er hat sich abseits der Rotte gesuhlt." Die Chancen stehen gut, dass das Wildschwein heute Nacht wieder aufkreuzt. "Irgendwann, vielleicht bald, oder erst in zwei, drei Stunden." Dann wird Thoma sein Gewehr in Anschlag bringen und schießen. Vielleicht zeigt sich der Keiler auch nicht – weil der Wind gedreht hat und er uns wittert. Wildschweine haben einen exzellenten Geruchssinn. Oder weil ein Geräusch ihn aufgeschreckt hat. Er hört auch verdammt gut. Oder weil er genau weiß, in welcher Gefahr ...