Aus Angst vor wachsenden Repressalien ziehen sich viele Russen ins Private zurück – vor allem in ihre Küchen. Dort veranstalten Andersdenkende und auch Andersliebende sehr sowjetisches Dissidententum.
Eine 1,5-Literflasche mit Weißbier steht zwischen Dörrfisch, Räucherkäse und Erdnüssen auf der Glasplatte des Küchentisches. Sie ist fast leer. "Ich bin immer stolz gewesen, Russe zu sein", sagt Pawel. "Aber jetzt schimpfen Männer, die sich russische Christen nennen, man habe sie reingelegt, ihnen versichert, sie müssten nur mal kurz in die Ukraine fahren und Leute umlegen. Aber die würden sich glatt wehren."
Pawel ist 55, ein graulockiger Kraftmensch mit kaum Bauch, begeisterter Freizeitsportler. Er organisiert ...