Die Craft-Bier-Bewegung ist neu in Deutschland. Sie wettert gegen das Reinheitsgebot, das kommendes Jahr sein 500-Jähriges feiert. Musste das wirklich sein? Oder ist das sogar gut so?
Dürfen die das überhaupt? Da stehen ein bebrillter Belgier und ein Kalifornier mit Baseballkappe. Beide bärtig, beide weit über dreißig, beide mit leichtem Bauchansatz. Die beiden kredenzen gewöhnungsbedürftige Biere, zeigen Videos, ernten Lacher und "Aahs" und "Oohs". Die Trinker auf den Oktoberfesten landauf, landab verhöhnen sie ("Massenbierhaltung"), sie benutzen Worte wie "Widerstand leisten". Und dann wettern sie gegen ein deutsches Heiligtum – das Reinheitsgebot, das kommendes Jahr sein 500-Jähriges feiert. Dürfen die beiden uns Deutschen wirklich etwas übers Bier erzählen? Oder sollten sie sogar?
"Eine Diktatur, die Vielfalt verhindert", nennt Frank Geeraers, der Belgier, das Gebot von 1516, das ausschließlich Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser als ...