Eine eingesperrte Oppositionsführerin, eine korrupte Regierung, ein enttäuschtes Volk – eine Spurensuche in der Ukraine, die in den EU-Klub drängt.
Die weiße Fahne flattert im eisigen Wind. Gäbe es nicht das rote Herz darauf, könnte man sie als Zeichen der Kapitulation verstehen. Drei junge Männer kauern darunter im Windschatten eines Zeltes. Am liebsten würden sie sich darin verkriechen, zum Schutz vor der Kiewer Kälte. Aber Kolja und die anderen halten Mahnwache. Und da gilt es, Gesicht zu zeigen.
Die Drei klammern sich an ihre mit Tee gefüllten Plastikbecher. Das wärmt, zumindest ein wenig. "Solange Julia hier eingesperrt ist, kann es in diesem Land keine Freiheit geben", sagt Kolja und knetet seine klammen Finger. Dann zeigt er auf eine meterhohe Mauer. ...