EIN THEMA VON ZWEI SEITEN: Die Revolte von 1968 hat Deutschland kräftig durcheinandergewirbelt, aber der Prozess hat schon zuvor begonnen.
Am 1. Februar 1968 kommt die Revolte nach Freiburg. Tausend Studenten und Schüler protestieren gegen Fahrpreiserhöhungen, blockieren den Straßenbahnverkehr. Was als Protest und ungewohntes Happening beginnt, eskaliert von Tag zu Tag. Täglich um 13 Uhr versammeln sich Schüler und Studenten am Bertoldsbrunnen. Ein Kompromiss wäre möglich, denn die Polizei hält sich klug zurück, der Studentenausschuss (AStA) ist gesprächsbereit, doch die bürgerliche Mehrheit im Gemeinderat will nicht "unter dem Druck der Straße" verhandeln.
So sind die Weichen gestellt für eine Machtprobe, bei der es nicht mehr um Fahrpreise, sondern um das Prestige der Staatsgewalt geht. Und die lässt sich nicht lumpen: Stuttgart (dort regiert seit zwei Jahren Hans Filbinger) bestimmt einen neuen, härteren Einsatzleiter, aus Göppingen werden ein paar Hundertschaften Bereitschaftspolizei herangekarrt, zwei Wasserwerfer werden in Stellung gebracht. Anfangs verfolgen die schaulustigen Freiburger im Schutz der Arkaden der Kaiser-Joseph-Straße das ...