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Gute Geschäfte mit großen Größen

  • Erich Reimann (dpa)

  • Mo, 23. November 2015
    Wirtschaft

     

Der deutsche Textileinzelhandel entdeckt den Markt für Übergrößen und folgt damit dem Trend, dass die Bundesbürger immer schwerer werden.

Diese Models müssen nicht superdünn sein.  | Foto: dpa
Diese Models müssen nicht superdünn sein. Foto: dpa
DÜSSELDORF. Immer mehr Händler entdecken Kundinnen mit kräftiger Statur als Zielgruppe. Denn der Markt wächst. Und auch die Bereitschaft, für attraktive Kleidung in die Tasche zu greifen. Mit großen Größen lassen sich im Textilhandel gute Geschäfte machen. Davon wolle viele profitieren: Das reicht vom Handelsriesen Otto bis zum Internet-Start-up Navabi. Der Markt für Übergrößen, der lange Zeit von Fachhändlern und spezialisierten Boutiquen geprägt war, ist im Umbruch.

"Der Markt ist durchaus interessant. Es gibt ja viele, die nicht ganz dem Idealmaß entsprechen", sagt Axel Augustin vom Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE). Die Medizin bestätigt das. Nach aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts ist knapp ein Viertel der Bevölkerung – 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen – stark übergewichtig. Mit steigender Tendenz.

Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) unter dem Titel "Starke Frauen 2015" beläuft sich das Umsatzvolumen mit Damenoberbekleidung in den Größen ab 46 aufwärts auf rund 3,2 Milliarden Euro jährlich. Und der Markt scheint reif für Veränderung: "Aus unserer Befragung wissen wir, dass nur die Minderheit der starken Frauen mit dem derzeitigen Angebot an Mode in großen Größen zufrieden ist", sagt GfK-Expertin Petra Dillemuth.

Ganz vorne dabei im Kampf um die nicht ganz so gertenschlanke Kundschaft ist die Otto-Group. Sie ist gerade dabei, die Marktpräsenz ihrer Marke Sheego für Damenoberbekleidung bis zur Kleidergröße 58 deutlich zu vergrößern. Neben dem inzwischen unvermeidlichen Online-Shop setzt das Unternehmen auch auf stationäre Angebote. "Aktuell haben wir bereits 50 Sheego-Shops in Deutschland, bis zum Jahr 2017 sollen es rund 200 sein", sagte Sheego-Chefin Sabine Tietz kürzlich in einem Interview mit dem Fachmagazin Horizont.

Sheego soll im Otto-Imperium langfristig den Versandhändler Schwab ersetzen. "Mit der Marke Schwab, die klar als universeller Distanzhändler für Bekleidung positioniert ist, werden wir langfristig schlicht und ergreifend nicht überleben können", betonte Tietz. Dafür seien die Amazons und Zalandos dieser Welt einfach viel zu stark. Mit Sheego setze das Unternehmen stattdessen "auf das wachsende Segment der Damenoberbekleidung ab Konfektionsgröße 40".

Auch die Textilhandelskette Sinn-Leffers hat in den vergangenen Jahren bereits unter dem Namen "Lovely Size" ein Übergrößen-Sortiment für Damen bis Größe 54 aufgebaut und ist jetzt dabei, in mehreren Filialen auch Männermode bis Größe 66 ins Angebot aufzunehmen. "Der Erfolg unseres Große-Größen-Sortiments für die Damen belegt, dass der Bedarf innerhalb dieses Segments stetig wächst", betonte Sinn-Leffers-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel erst kürzlich.

Für etablierte Übergrößen-Spezialisten wie die Ulla-Popken-Gruppe, aber auch für Anbieter wie C&A, die ganz selbstverständlich seit Jahren große Größen führen, bedeutet dies zusätzliche Konkurrenz.

Zumal auch im Online-Handel die Übergrößen längst ein Riesenthema sind. Das auf Designer-Kleidung in großen Größen spezialisierte Internet-Start-up Navabi sicherte sich erst im Januar von mehreren Investoren 25 Millionen Euro zum Ausbau seines Angebots. Darunter war auch die Bauer Media Group, die einen Teil ihres Millioneninvestments mit Werbung in ihren Frauenzeitschriften begleicht. Auch der Onlineriese Zalando hat längst einen eigenen Große-Größen-Shop – Motto: "Schönheit kennt keine Konfektionsgröße."

Ressort: Wirtschaft

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 23. November 2015: PDF-Version herunterladen

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