Account/Login

Ratgeber

Der Valentinstag muss kein nerviger Pflichtakt sein

  • Julia Naue (dpa)

  • Mo, 13. Februar 2017, 08:19 Uhr
    Liebe & Familie

Den Valentinstag mit seiner kommerziellen Ausrichtung braucht eigentlich kein Mensch – und doch können Paare etwas Positives daraus machen.

Die rote Rose: ein Klassiker am Valentinstag  | Foto: lucky1984 - Fotolia
Die rote Rose: ein Klassiker am Valentinstag Foto: lucky1984 - Fotolia

Tag der Liebenden. Tag, der nervt. Jedes Jahr am 14. Februar verirren sich Verliebte in die Blumenläden. Die Restaurants dimmen ihr Licht und servieren teure Menüs für zwei. Der ein oder andere streut Gewürze mit aphrodisierender Wirkung übers angebrannte Essen, damit im Bett mal wieder richtig was geht. Und wundern würde es auch nicht, wenn dann noch jemand die Wohnung abfackelt, weil das Teelich ter-im-Schlafzimmer-Experiment schief gegangen ist. Im besten Fall kratzt man am nächsten Tag gemeinsam das Wachs vom Parkett.

Der Valentinstag ereilt Paare in jährlicher Regelmäßigkeit und kommt in seiner Erwartbarkeit nicht selten überraschend. Dann kurze Panik: rote – oder doch rote Rosen? Ring oder Ohrring? Restaurant oder Resteküche? Da könnten Pärchen schon mal die berechtigte Frage stellen: Muss das eigentlich sein? Ist das nicht ein völlig überflüssiges Spektakel – vom Kommerz ganz zu schweigen – so für Paare an sich?

"Wenn mein Partner 364 Tage im Jahr das Gefühl hat, dass ich ihm egal bin, werde ich es mit einem Rosenstrauß am Valentinstag nicht rausreißen", meint Diplompsychologin Felicitas Heyne. Wenn der Partner an allen anderen Tagen im Jahr den Müll nicht runterbringt, aber an diesem Tag plötzlich vollen Einsatz zeigt – was soll das? "Dann freut man sich kurz und kann den Rest des Jahres wieder rummeckern."

Und dann die Sache mit den Erwartungen. Kennt man ja auch. Aber am Valentinstag, da möchte die eine oder andere sonst so emanzipierte Frau plötzlich funkelnden Schmuck geschenkt bekommen. "Und dann: Stöckchen hinhalten und gucken, ob er drüberspringt", sagt Heyne. Wehe dem, der dann mit leeren Händen nach Hause kommt. Ja, und dann der Kitsch: "Da ist diese Romantikmaschinerie, die superromantische Geschichten verherrlicht", kritisiert Heyne. Das ersticke jede Kreativität, mache es komplett unnatürlich. Hinzu kommen das Angeben unter Freunden und ein Vergleichsdruck à la "Guck mal, was ich bekommen habe".

Also Valentinstag – braucht kein Mensch, oder wie? Nicht unbedingt. Der Valentinstag könne durchaus eine Chance für Partner sein, sich gegenseitig zu zeigen, wie sehr man sich mag, räumt Heyne ein. "Aber das kann auch jeder erste Dienstag im Monat sein." Wichtig findet Heyne allerdings, dass Paare sich Rituale schaffen – Zeit finden, in der sie die Partnerschaft über alles andere stellen.

Das findet auch Partnerschaftsberater Eric Hegmann aus Hamburg. "Wie viele Paare beklagen, dass sie nicht genug Zeit füreinander haben?", fragt der Autor. Wir alle kennen die Antwort – es sind (zu) viele. Und er gibt zu: "Ich finde den Valentinstag eigentlich ganz gut. Man kann zwar mit dem Fuß aufstampfen und sagen: Das ist kommerzieller Mist aus Amerika." Man könne es aber auch hinnehmen, wirklich daran vorbei komme man ja sowieso nicht.

Also doch: rote Rosen, Waffeln in Herzform und Musik von Céline Dion? Nicht ganz. "Man muss ja keinen Kitsch daraus machen, das ist ja gar nicht notwendig", findet Hegmann. Jedes Paar sollte einfach das machen, worauf es Lust hat. Man könne ebenso gut im botanischen Garten Makroaufnahmen machen. Warum den Tag nicht dazu nutzen, sich Aufmerksamkeit zu schenken und sich dadurch zu zeigen, wie sehr man sich liebt? Wenn die Leute sich jeden Tag feiern würden, wäre dieser spezielle Tag nicht notwendig. "Aber das tun sie nicht."

Was den Tag so scheußlich mache, seien all diese Erwartungen, die niemand erfüllen könne, und die Bilder, die jeder von diesem Tag im Kopf habe. "Aber das wertvollste Geschenk ist Zeit." Und die könne man am Valentinstag besonders gut schenken.

So kann der Valentinstag auch ein Moment der Rückbesinnung sein. Paartherapeut David Wilchfort beschreibt es wie folgt: "Ein bisschen ist das so wie beim Bauern, der kurz vorm Einsammeln des Korns vor dem Sonnenaufgang über das Feld läuft und genießt, wie sich im vergangenen Jahr alles entwickelt hat." Er warnt allerdings: "Die Leute denken, wenn der Valentinstag gelingt, haben sie eine gute Beziehung." So ein Tag wie der Valentinstag sei gefährlich, weil Paare schnell das Gefühl haben könnten, das müsse jetzt fürs ganze Jahr wieder reichen.

"Das Wichtigste ist aber, was man das ganze Jahr über macht – und nicht am Valentinstag selbst", betont Wilchfort. Und wer darauf vertrauen kann, dass er von seinem Partner geliebt wird, den können auch Nudeln mit Ketchup am Valentinstag nicht schocken.

Ressort: Liebe & Familie

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 13. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel