Hildesheimer war ein Meister in vielen Disziplinen. Die exzellente Biographie von Stephan Braese beleuchtet seine Position als jüdischer Autor im kulturellen Leben Nachkriegsdeutschlands.
Schriftsteller, hat Wolfgang Hildesheimer in Interviews betont, ist man nur von Mal zu Mal. Die Vorstellung, in schnöder Routine ein Buch nach dem anderen zu publizieren, war ihm fremd, seine große monologische ("Tynset", "Masante") und biographische Prosa ("Mozart", "Marbot") bildet einen Solitär innerhalb der deutschen Nachkriegsliteratur, ein Œuvre sui generis, ohne Vorläufer und Vorbilder. Hildesheimer, vor hundert Jahren am 9. Dezember 1916 in Hamburg geboren, ist als jüdischer Autor deutscher Sprache zeitlebens ein Außenseiter geblieben; seit er 1962 mit seinen "Vergeblichen Aufzeichnungen" literarisch noch einmal neu ansetzte, erschienen gleichsam lauter letzte Bücher von ihm: als habe er geahnt, dass eine Zeit kommen würde, in der, wie es in "Tynset" (1965) ...