In Berlin wird 1921 der ehemalige Großwesir des Osmanischen Reiches auf offener Straße ermordet – es war ein lange geplanter Racheakt für den Genozid von 1915.
Er sieht, wie sich der Mörder seines Volkes auf dem Balkon sonnt. Wie dieser Schlächter seiner Eltern einen morgendlichen Spaziergang antritt. Da greift er in den Koffer, setzt den Hut auf, überquert die Hardenbergstraße, kurz treffen sich ihre Blicke, er hält ihm die Neun-Millimeter-Parabellum an den Hinterkopf und drückt ab. Das Opfer klatscht auf den Bürgersteig, am 15. März 1921, im Sonnenschein. Soghomon Tehlirian lässt die Waffe fallen. "Ich Armenier, der Türke, für Deutschland kein Schade", ruft er aus.
Der Tote ist Mehmet Talaat Pascha, Seele des Jungtürkischen Komitees, Innenminister des Osmanischen Reiches, Großwesir und Gast der Weimarer Republik unter falschem Namen. Sein Mörder ist ein armenischer Rächer. So gelangt der Völkermord, dessen 100. Jahrestag die Armenier in diesen Tagen betrauern, 1921 nach Berlin.
Passanten umzingeln den jungen Täter. Einer schlägt ihm mit dem Schlüsselbund auf den Kopf, ein anderer ...