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... Bärbel Schäfer, Regierungspräsidentin und zuständig für fast alles

AUF EINEN KAFFEE BEI . . .: "Man muss ein bisschen mutig sein"

  • Sa, 25. Oktober 2014
    Südwest

Schäfer (M.) mit  den Reporterinnen Hannah (l.) und Amanda   | Foto: Kunz
Schäfer (M.) mit den Reporterinnen Hannah (l.) und Amanda Foto: Kunz
Vor drei Jahren hatte sie elf Untergebene, jetzt sind es mehr als hundertmal so viele: Bärbel Schäfer (56). Amanda Awad und Hannah Goldschmidt (beide 13 und aus Ebringen) haben die Freiburger Regierungspräsidentin am Freitagmorgen in ihrem schmucken alten Dienstzimmer im Basler Hof besucht und sie ausgefragt – zu Kindern, Karriere, Freizeit. Sie wollten auch wissen, warum an der Schule immer wieder AGs ausfallen.

BZ: Frau Schäfer, Sie nennen sich Regierungspräsidentin, aber regieren Sie denn auch? Die Landesregierung sitzt ja, wie wir alle wissen, in Stuttgart.
Schäfer: Gerade deshalb ist es wichtig, dass es Leute gibt wie uns – als verlängerter Arm der Regierung in der Region.

BZ: Wie viele Leute arbeiten für Sie?
Schäfer: Etwa 1800.
BZ: Ordentlich!
Schäfer: Es waren schon mal mehr, aber die Polizei ist nach einer Reform jetzt nicht mehr bei uns.

BZ: Lässt sich in drei Sätzen sagen, für was Sie alles zuständig sind?
Schäfer: Auf keinen Fall. Es ist so viel, Straßenbau, Radwege, Windkraft. Aber wir entscheiden auch, wie viele Lehrer eure Schulen bekommen. Und wir sind so eine Art Scharnier zwischen der Landesregierung und der Region.

BZ: Wie kommt man als Frau eigentlich karrieretechnisch so weit nach oben?
Schäfer: Ich habe immer gerne gearbeitet und keine langen Kinderpausen gemacht. Und man muss ein bisschen mutig sein und sagen: Ich traue mir das zu. Auch sollten Frauen es nicht nur allein versuchen, sondern Mitstreiter suchen.

BZ: Man sagt, eine Frau muss doppelt so gut sein wie ein Mann, wenn sie es zu etwas bringen will. Stimmt das?
Schäfer: Stimmt nicht. Allerdings haben Frauen es leider immer noch schwerer als Männer, auch in der öffentlichen Verwaltung. Die Schauspielerin Heidi Kabel hat einmal gesagt, wahre Gleichberechtigung ist erst dann erreicht, wenn auch mal eine richtig unfähige Frau eine Führungsposition bekommt (lacht).

BZ: Haben Sie überhaupt noch Freizeit?
Schäfer: Nicht viel. Man muss kämpfen, ab und zu eine Nische zu haben.

BZ: Müssen Sie auch im Urlaub ständig erreichbar sein?
Schäfer: Ja, aber mein tolles Team ruft mich nur im Notfall an.
BZ: Sie haben zwei erwachsene Kinder. War die Kinderzeit karriereschädlich?
Schäfer: Meine Kinder sagen, nein (lacht). Meine Tochter habe ich immer mit zur Arbeit genommen, solange die das mitgemacht hat. Für Männer ist Elternzeit übrigens noch viel karriereschädlicher, das haben Studien ergeben.

BZ: Ihr größter Erfolg?
Schäfer: Wenn wir unterschiedliche Interessen zusammenführen. So haben wir es geschafft, dass sich zwei Gemeinden mit völlig festgefahrenen Positionen auf eine gemeinsame Linie geeinigt haben.

BZ: Und Ihre schwerste Panne?
Schäfer: Misserfolg würde ich lieber sagen, und zwar bedauere ich, dass wir die Zuständigkeit für die Denkmalpflege nicht bei uns im Haus halten konnten.

BZ: Sie stehen den Grünen nahe. Was passiert mit Ihnen, wenn nach der Wahl 2016 wieder die CDU regiert?
Schäfer: Davon gehe ich erst mal nicht aus und habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Mir ist nicht bange.

BZ: Sie haben die Oberaufsicht über die Schulen in Südbaden. Warum fallen an unseren Schulen immer mehr AGs aus?
Schäfer: Welche AG stattfindet oder nicht, das entscheiden nicht wir, sondern die Schulleiter. Jede Schule kriegt einen Topf von Lehrerstunden, für den Fall, dass Lehrer krank werden und vertreten werden müssen. Wenn alle gesund sind, kann der Rektor mit diesen Stunden AGs anbieten. Wenn aber viele krank sind, dann muss man an diesen Topf ran.

BZ: Warum stellen Sie nicht einfach mehr Lehrer ein?
Schäfer: Es ist alles eine Geldfrage, Ihr wisst ja vielleicht, dass das Land bald keine Schulden mehr machen darf. Deshalb ist es unvermeidlich, dass jeder Bereich ein bisschen spart.

BZ: Manche Mütter klagen, wir würden immer weniger Rechtschreibung lernen. Oder ist das bloß ein Gerücht?
Schäfer: Das habe ich so noch nicht bemerkt. Was mir bei Jugendlichen auffällt, ist, dass sie oft so eine abgekürzte Sprache gebrauchen, ohne blumige Bilder – vielleicht, weil sie so viel "whatsappen".

BZ:
Warum bringt das verkürzte Gymnasium G 8 eigentlich vor allem mehr Nachmittagsunterricht mit sich?
Schäfer: Man hat die Lehrpläne schon gekürzt, aber das ist noch nicht abgeschlossen. Allerdings wollen wir auch, dass euer Abiturlevel nicht sinkt. Deshalb ist ein bisschen mehr Nachmittagsunterricht wohl nicht vermeidbar.

BZ: Wir wohnen am Schönberg, kommt da nun ein Windrad drauf oder nicht?
Schäfer: Am Schönberg (645 m, d. Red.), glaube ich, bläst der Wind nicht so stark, dass man eines hinstellen wird.

Bärbel Schäfer, geb. 1958 in Geislingen, ist seit April 2012 Regierungspräsidentin.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 25. Oktober 2014: PDF-Version herunterladen

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