Das Tempo ist rasant. Kurze Zeit, nachdem Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen in Wittenberg an die Tür der Kirche genagelt hat, finden diese Widerhall am Oberrhein.
In der Druckerwerkstatt des Johannes Froben in Basel werden sie noch im selben Jahr nachgedruckt. Die Stadt ist zu diesem Zeitpunkt ein geistiges Zentrum in Europa. So lebt und lehrt dort der Humanist Erasmus von Rotterdam. Die 95 kirchenkritischen Thesen Luthers und andere seiner wichtigen Schriften, die in Basel gedruckt werden, verändern das Leben der Menschen diesseits und jenseits des Rheins, wie die Porträts mehrerer Persönlichkeiten aus der Region zeigen. 1529 schließen sich Mulhouse und Basel der Reformation an, 1532 Straßburg und 1556 die Markgrafschaft Baden-Durlach, zu der Emmendingen und Lörrach gehören.
Augustin Gemuseus
Der erste evangelische Pfarrer von Mulhouse
Es ist nicht einfach, sich einen Eindruck vom Leben der Menschen zu machen, die zu Luthers Zeiten gelebt haben. Es gibt nur wenige schriftliche Zeugnisse – und schon gar keine der einfachen Menschen. Bildnisse sind noch seltener. Ein Mann, der Spuren hinterlassen hat, ist Augustin Gschmus (1490 bis 1543), einer der ersten Reformatoren am Oberrhein.
Er ist der Sohn eines geachteten Krämers aus dem elsässischen Mülhausen (Mulhouse). Dort wächst er auf, besucht wohl die Lateinschule in Schlettstadt (Sélestat), die großes Ansehen genießt – auch wegen ihrer bis heute erhaltenen umfangreichen Bibliothek. Die Lehrer verbreiten Gedanken, die neu sind: Der Mensch soll sich bilden, um ...