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Erster Schultag

BZ-Redakteure erinnern sich an ihre Einschulung

  • dpa

  • Fr, 15. September 2017
    Südwest

     

In dieser Woche beginnt für fast 100 000 Kinder ein neuer Lebensabschnitt.

  | Foto: bild4search
Foto: bild4search
Sie sind seit dem 1. August formal Grundschülerinnen und Grundschüler und daher zur Teilnahme am Unterricht verpflichtet, aber so richtig los geht es für die allermeisten erst am Samstag. Dann sind die Sommerferien endgültig für alle neuen Erstklässler zu Ende. Die Entscheidung, wann der erste Schultag ist, liegt nach Angaben des Kultusministeriums im Ermessen der Schule. Die meisten Einrichtungen haben dafür den Samstag der ersten Schulwoche im neuen Schuljahr reserviert. Zum einen, damit die Kinder würdig aufgenommen werden können, zum anderen, damit auch Familienangehörige teilnehmen können, die unter der Woche eingespannt sind. Einige BZ-Redakteure erinnern sich noch gut an ihren ersten Schultag.

Günstige Startersets

Vor dem ersten Schultag steht der Einkauf. Besonders groß ist die Preisspanne bei Schulranzen, diese sind für 37 Euro zu haben, können aber auch 195 Euro kosten. Die Regenhülle dazu gibt es für 5 Euro. In den Ranzen gehört ein Mäppchen, zwischen 10 und 20 Euro sind dafür fällig, die Buntstifte, die ins Mäppchen gehören, kosten je nach Hersteller 5 bis 15 Euro, den Radiergummi gibt es für 20 Cent. Günstiger ist das Starterset mit Mäppchen, Blei- und Buntstiften, Dickie und Radiergummi ab 11 Euro. Macht alles zusammen – mit Heften – zwischen 50 und 250 Euro. Teurer ist unterdessen in vielen Fällen, was in die Schultüte kommt. Durchaus üblich sind neben Süßigkeiten unterdessen Handys.

Der erste Schultag – die erste Enttäuschung

Ich habe mich sehr auf meine Einschulung gefreut, weil ich endlich Lesen und Schreiben lernen wollte. Umso größer war meine Enttäuschung, als wir an unserer Einschulung die erste Hausaufgabe aufbekamen: Wir sollten ein Bild von unserer Schultüte malen. An meiner Schultüte baumelte ein Affe aus Pappkarton, den ich nie und nimmer aufs Papier gebracht hätte. Ich hatte ihn noch nicht mal selbst gebastelt. Ich habe Basteln und Malen schon im Kindergarten gehasst und fand es schrecklich, dass wir Mädchen immerzu etwas malen sollten. Jetzt waren wir in der kleinen Grundschule eine reine Mädchenklasse mit acht Schülerinnen, weil es in unserem Jahrgang keinen Jungen gab. Das Grauen folgte mir also mit in die Grundschule. Und so wurde meine allererste Hausaufgabe nicht von mir gemacht, sondern von meiner großen Schwester.
Sarah Beha, Jahrgang 1991, Redaktion Lörrach

Einschulung wird zum Familienevent

Die Einschulung ist in vielen Familien längst zu einem mittelgroßen Familienevent geworden. Fast schon Standard ist ein Essen für die Familie in einem Restaurant mit Kaffeerunde zu Hause. Agenturen berichten davon, dass für solche Tage Hüpfburgen im Garten aufgebaut werden und Profi-Unterhalter engagiert werden. Gegenüber dem Spiegel erwähnte die Inhaberin einer Hamburger Eventagentur: "Die Nachfragen zur Einschulung kommen mittlerweile schon sehr früh, für August 2018 wird jetzt schon bundesweit gebucht." Durchschnittlich 350 Euro würden Eltern ausgeben, um ihre Kindern zum ersten Schultag würdig zu bespaßen.

Ein bisschen zu viel Flower-Power

Ich hatte einen extrem schiefen Scheitel extra für die Einschulung geschnitten bekommen, und das war nicht aus modischen Gründen, sondern mangels besserem Können. Friseure ließ ich sowieso nicht dran, also versuchte sich meine Mutter, und ich konnte mich also auch nicht wirklich darüber beschweren. Fast schlimmer war für mich aber das knallgelbe Hemd über der leuchtend blauen Hose mit Schlag. Irgendwie zu sehr Flower-Power für einen Erstklässler, selbst 1974.
Peter Gerigk, Jahrgang 1967,
Redaktion Lörrach

Schulstart mit Frühlingsgefühl

Ostern war früher nicht im Herbst, aber die Schule begann im Frühjahr – woran sich nur noch diejenigen dunkel erinnern, die vor 1967 eingeschult wurden. Wir hatten allerdings den unschlagbaren Vorteil, das neue Schuljahr sozusagen unmittelbar vor den Sommerferien beginnen zu können – da war dann schon mal ein wenig der Dampf raus – und mit Frühlingsgefühlen in die neue Klasse zu starten. Allerdings hatte die Herrlichkeit bald ein Ende, denn die Kurzschuljahre 1966/67 harmonisierten den Beginn des "Ernstes des Lebens" bundesweit. Sogar in Bayern.
Frank-Thomas Uhrig, Jahrgang 1957,
Redaktion Freiburg

Erklär's mir: Wozu gibt’s Schultüten?

Sie bilden Leoparden oder Einhörner nach, haben Szenen aus Star Wars aufgeklebt oder zeigen kunterbunte Aufdrucke – Schultüten sehen einfach toll aus. Wenn in den nächsten Tagen die Erstklässler mit ihren Eltern, Paten und Freunden das erste Mal in die Schule gehen, hat jedes Kind so eine große spitze Tüte dabei. Manche haben sie noch selbst gebastelt, in den letzten Tagen im Kindergarten, manche Mama hat sich damit abgemüht, viele sind auch gekauft. Und was ist drin? Jede Menge Süßes meistens. Denn das war die Ursprungsidee der Schultüte, die das erste Mal im Jahr 1810 in Sachsen und Thüringen auftauchte. Dort wollte man den Kindern den Weg in die Schule, in den "Ernst des Lebens" versüßen und steckte ihnen Bonbons, Rosinen und Apfelsinen zu. Deshalb heißt die Tüte in manchen Gegenden Deutschlands auch "Zuckertüte". Heutzutage finden die Kinder zudem kleine Geschenke und Schulsachen darin.

Etwas weniger Erstklässler als 2016

Mit 98 800 Erstklässlern starten weniger Kinder ihre Schullaufbahn als im Jahr 2016/17 – damals waren es nach Angaben des Statistischen Landesamtes 99 600. Das Kultusministerium erwartet, dass die Zahl aller Grundschüler im Schuljahr 2025/26 um rund 54 000 Schülerinnen und Schüler höher liegen wird als heute. Derzeit besuchen rund 865 000 Jungen und Mädchen die Grundschulen im Land. Eingeschult werden Kinder, die das sechste Lebensjahr bis zum 30. September vollendet haben, also ihren sechsten Geburtstag gefeiert haben. Sie sind schulpflichtig und zum Besuch einer Grundschule verpflichtet. Kinder, die zwischen dem 1. Oktober und dem 30. Juni sechs Jahre alt werden, können ohne weitere Formalitäten von den Eltern zur Schule angemeldet werden.

Ressort: Südwest

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