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Nichts ist weiß oder schwarz

Mechthild Blum
  • Di, 14. August 2018
    Literatur & Vorträge

Anna Herzogs düster magischer Roman "Agalstra".

-  | Foto: Coppenrath
- Foto: Coppenrath
Ein Woche Theaterspielen! Auf einer alten Burg! Der kleine Felix hat den Ferienworkshop gewonnen, und seine große Schwester Merle begleitet ihn, auch wenn sie lieber Fußball spielen würde. Noch dazu muss sie mit den "Schickimickis" das Zimmer teilen, zwei Mädchen, die ihr mit ihrem oberflächlichen Gehabe gründlich auf die Nerven gehen. In der Nähe der Burg wuchs ihre verstorbene Mutter auf und hatte oft davon erzählt. Doch der übellaunige Burgherr macht Merle Angst. Und in seinem Schloss hängt ein seltsam lebendiges Bild. Der Dorfsage nach darf es niemals abgehängt werden, sonst drohe großes Unheil.

Anna Herzog baut mit dieser Ausgangsposition und dem literarischen Wechsel zwischen Poesie und jugendlicher Alltagssprache eine düstere, magische Spannung auf. Dazu tragen Abschnitte mit weißer Schrift auf schwarzem Grund bei, die in der Vergangenheit spielen, ebenso wie der Bucheinband, der sich wie ein Theatervorhang öffnet. Zugleich fiebert man dem Ausgang des Wettbewerbs der beiden Gruppen entgegen, die ein Theaterstück erarbeiten sollen – die Schickimickis mit ebensolchen Jungs in der einen, Merle mit Bruder Felix, dem etwas tollpatschigen Jannis und dem schweigsamen Wladimir in der anderen.

Sie proben heimlich nachts in einem verborgenen Eiskeller, wo sie alte Kostüme finden. Kaum streifen sie die Kleider über, spielt sich ihr Stück wie von selbst: eine tragische Geschichte voller Neid, Eifersucht, Verfolgung und Tod. Hat sie mit den Ahnen von Merle und Felix zu tun? Mit dem Gemälde der jungen Frau mit den lebendigen Augen? Sind sie einem düsteren Geheimnis auf der Spur? "Das Unheil, es nahm seinen Lauf und nichts konnte es hindern". Ein gefährliches Spiel, das mit einer Theateraufführung in einem furiosen Finale mündet.

Tja, und warum heißt der Roman "Agalstra", das althochdeutsche Wort für die schwarz-weiße Elster? Eine bedrohliche Romanfigur, vor der Merle sich in Acht nimmt? Ein geheimnisvolles Wispern sagt: "Nichts in dieser Welt ist nur schwarz und nichts nur weiß. Böses und Gutes liegen beieinander – so nahe wie die Farben in meinem Federkleid, kleine Merle."

Anna Herzog: Agalstra. Roman. Coppenrath Verlag, Münster 2018. 288 Seiten, 16 Euro. Ab 10.

Ressort: Literatur & Vorträge

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