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Schach

Schach-WM: Magnus Carlsen trifft auf Sergej Karjakin

  • Do, 10. November 2016, 00:07 Uhr
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Magnus Carlsen wurde mit 13 Jahren Schach-Großmeister, Sergej Karjakin mit 12 – nun treffen sie bei der WM in New York aufeinander. Es ist das Duell zweier ehemaliger Wunderkinder.

Ein Dokumentarfilm über den Werdegang ... Magnus Carlsen ist  im Kino zu sehen.  | Foto: dpa
Ein Dokumentarfilm über den Werdegang von Schach-Weltmeister Magnus Carlsen ist im Kino zu sehen. Foto: dpa
"Ich werde dieses Jahr Großmeister", sagt der kleine Magnus Carlsen in dem am heutigen Donnerstag in deutschen Kinos anlaufenden Dokumentarfilm "Magnus". Auf Nachfrage bestätigt der Knirps: "Ja, das ist ganz realistisch." Mit 13 Jahren und drei Monaten erreichte der Norweger sein Ziel. Brach der "Mozart des Schachs" fortan alle Rekorde, bleibt ihm einer auf ewig verwehrt: Der ebenfalls 1990 geborene Sergej Karjakin wurde früher Großmeister, bereits mit zwölf Jahren und sieben Monaten. Nun treffen beide bei der WM aufeinander – erstmals stammen damit beide Spieler aus der Computer-Generation. Übermächtige Programme haben das alte Spiel revolutioniert.

Schach-Weltmeister Magnus Carlsen geht als Favorit in das Millionen-Duell über maximal zwölf Partien. Nur 16 Prozent der Fans trauten bei einer Umfrage dem Herausforderer den Sieg zu. Trotzig verkündet Karjakin: "Der Druck lastet auf Carlsen. Jeder erwartet nur seinen Sieg." Der Weltranglistenneunte erkennt bei seinem Rivalen zwar nur wenige Schwächen, "aber er ist ein Mensch und kein Computer. Er macht auch mal Fehler". Derlei Analysen gibt sich der Weltranglistenerste, der seit 2011 ununterbrochen das Ranking anführt, nicht hin: "Ich halte mich immer für den Favoriten", erklärt Carlsen nach zwei leichten WM-Siegen über seinen Vorgänger Viswanathan Anand.

So einseitig wie gegen den mutlosen Inder werde das Match im Fulton Market Building, das unweit der Freiheitsstatue liegt, nicht verlaufen, prognostiziert Sergej Mowsesjan. Der Armenier, der beide Rivalen schon schlug, glaubt, "Karjakin ist einer der schwersten Gegner überhaupt für Carlsen". Das sieht der Herausforderer ähnlich: "Ich will Weltmeister werden. Um mich zu schlagen, muss Magnus das beste Schach seines Lebens zeigen." Bislang hat er allerdings erst eine Turnierpartie gegen den Norweger gewonnen und vier verloren.

Die einstigen Wunderkinder unterscheiden sich nicht nur beim "Killerinstinkt". Den sieht der zurückhaltende Karjakin bei sich lediglich auf den 64 Feldern: "Carlsen will dagegen bei jedem Sport, beim Fußball und beim Kartenspiel gewinnen – immer im Leben, egal, ob es wichtig oder unwichtig ist." Vermutlich Nachwirkungen seiner Kindheit in Lommedalen. "Sie hänseln mich. Ich bin anders als alle anderen aus meiner Klasse", klagt das Kind in den ersten Sekunden des Dokumentarstreifens "Magnus" von Regisseur Benjamin Ree. Inzwischen ist Carlsen ein Popstar, den TV-Stationen rund um den Globus verfolgen und der für die Jeans-Marke G-Star zusammen mit Schauspielerin Liv Tyler modelte.

Der Donald-Duck-Fan erhielt sogar eine ihm gewidmete Ausgabe seines Lieblings-Comics, in dem die Ente zum Simultan-Schach antritt. Den einzigen Beitrag, den Karjakin dagegen für Klatschspalten lieferte, ist seine zweite Heirat nach früh gescheiterter erster Ehe. Der Weltpokalsieger von 2015 wurde am 1990 im ukrainischen Simferopol geboren und erlernte wie Carlsen mit fünf Jahren das königliche Spiel. Als Zwölfjähriger sorgte er für Verblüffung, weil Weltmeister Ruslan Ponomarjow den Jungen in sein Sekundanten-Team berief – kurz danach war Karjakin die Sensation, weil er den Rekord als jüngster Großmeister pulverisierte. Anschließend überholte ihn jedoch Carlsen und brach eine Bestmarke nach der anderen. Karjakin stagnierte und fiel 2012 von Platz vier der Weltrangliste weit zurück. "Mir fehlte die Unterstützung in der Ukraine", begründete er die Rochade zum russischen Verband, der ihn kräftig fördert. "Ohne meine Sponsoren könnte ich mein Team nicht bezahlen", betont Karjakin. Mit Lob für Wladimir Putin und Äußerungen zur Annexion seiner alten Heimat, der Krim, schuf sich der 26-Jährige keine Freunde im Kreis seiner ehemaligen Nationalmannschaft. Doch das ist abgehakt, seit er sich Ende März für den WM-Zweikampf qualifizierte.

Die üblichen Psycho-Spielchen begannen unmittelbar danach. Und die Computer-Generation findet auch da andere Mittel: Wer die http://www.sergeykaryakin.com anklickt, wird automatisch auf die Domain von Carlsen weitergeleitet. "Seit dem Kandidatenturnier chatten Magnus und ich nicht mehr via Skype", erzählt derweil Karjakin. Vielleicht klappt es wenigstens am 30. November wieder einmal mit einem gemeinsamen Disko-Besuch. Das aber wäre ein schlechtes Zeichen für den Russen – weil der ehrgeizige Carlsen nach einem 6:6 nur dann in Geburtstagsfeier-Laune wäre, wenn er am selben Tag wenigstens den Schnellschach-Tiebreak gewänne.

Ressort: Schach

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 10. November 2016: PDF-Version herunterladen

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