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"Eine gute Beziehung zu jedem Schüler"

  • Fr, 19. Dezember 2014
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Waldorflehrer Erhard Beck.

Erhard Beck  | Foto: Privat
Erhard Beck Foto: Privat

Als Erhard Beck, Gründer und Lehrer der Integrativen Waldorfschule Emmendingen, mit der Schule fertig war, wollte er vor allem eines: Nie mehr wieder in die Schule gehen. Emanuel Dumbeck, Achtklässler an Becks Waldorfschule, hat nachgefragt, warum dann doch alles ganz anders kam.

Zischup: Wollten Sie schon gleich, als Sie mit der Schule fertig waren, Waldorf-lehrer werden?
Beck: Nein ich wollte überhaupt nicht mehr in die Schule gehen. Ich wurde zum Bankkaufmann ausgebildet und habe mir gesagt, nie wieder Schule!
Zischup: Wie alt waren Sie, als Sie der Waldorfpädagogik begegneten?
Beck: Mit 33 Jahren hing ich den Bankkaufmann an den Nagel und ging nach Schottland. Dort wollte ich eigentlich nur die englische Sprache besser lernen und bin bei meiner Suche nach einem Arbeitsplatz auf eine Camphill-Schule, eine Schule, in der sowohl Menschen mit Behinderung als auch Menschen ohne Behinderung zusammenleben, gekommen. Dort erlebte ich, dass das Zusammensein allen gut tat. Dort lernte ich dann auch die Waldorfpädagogik kennen. Hier reifte dann bei mir auch der Entschluss, Waldorflehrer zu werden.
Zischup: Wie ging es dann weiter?
Beck: Nach vier Jahren Schottlandaufenthalt, den ich für die Ausbildung als Waldorfklassenlehrer für zwei Jahre unterbrach, bewarb ich mich an der Waldorfschule St. Georgen in Freiburg und war dort Klassenlehrer. Auf Bitte der Schule habe ich dort ein Kind mit einer Behinderung in die damalige Klasse aufgenommen. Sieben Jahre später wurde ich gefragt, ob ich mich nicht bei der Gründung der Integrativen Waldorfschule Emmendingen engagieren könnte.
Zischup: Was ist das Ziel der Integrativen Waldorfschule in Emmendingen?
Beck: Dass an dieser Schule Kinder mit und ohne Behinderung zusammen sein dürfen und gemeinsam von zwei Pädagogen unterrichtet werden.
Zischup: Was finden Sie das Positive an der Waldorfschule, im Gegensatz zur Staatsschule?
Beck: Gegenüber meinen staatlichen Kollegen habe ich den Vorteil, dass es Eltern meiner Schüler zunächst darum geht, dass sich ihr Kind in der Schule wohlfühlt und sich frei entwickeln kann. Durch die achtjährige Klassenlehrerzeit entsteht auch eine in aller Regel gute Beziehung zum einzelnen Schüler, die sich motivierend auf das Lernverhalten des Schülers auswirkt. Was mir als Lehrer besonders gefällt ist die Tatsache, dass den Künsten wie Musik, Malen, Bildhauen, Theater viel Raum gegeben wird und die Schüler nicht nur im kognitiven Bereich gefördert werden.
Zischup: Vor zwei Jahren bekamen Sie ein Angebot, eine Waldorfschulgründung in China zu beraten. Was ist daraus geworden?
Beck: Ja ich bekam das Angebot, bei einer Gründung in Peking zu helfen, bereitete mich mit einer chinesischen Delegation auf der Insel Elba auch für eine Woche auf dieses Projekt vor. Die dabei gemachten Erfahrungen ermutigten mich nicht, nach China zu reisen. Ich lehnte das Angebot schlussendlich ab.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 19. Dezember 2014: PDF-Version herunterladen

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