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Interview

Christina Plötze über das Tanzprojekt "Danse Générale" mit Schülern

Georg Rudiger
  • Di, 12. Juni 2018, 19:29 Uhr
    Theater

     

Christina Plötze ist Tanzdozentin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Im Interview mit der BZ spricht sie über das Tanzprojekt "Danse Générale".

Das Bühnengeschehen als Einheit: Eine Probenszene Foto: Silvia Wolf
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Ihr Motto "Jeder kann tanzen" setzt die 39-jährige Studienrätin Christina Plötze gerade in einem ambitionierten Kooperationsprojekt mit dem ORSOphilharmonic und insgesamt fünf verschiedenen Tanzgruppen um. Vor der Premiere am Samstag sprach Georg Rudiger mit ihr über Konzentration, Hingabe und den eigenen körperlichen Ausdruck.

BZ: Ihr neuestes Tanzprojekt heißt "Danse Générale". Was ist damit gemeint?
Plötze: "Danse Générale" beschreibt ein Community-Dance-Projekt – Tanzen für alle. Wir arbeiten mit Laien, die an diesen Tanz herangeführt werden. Wir möchten mit modernem Ausdrucktanz ein gemeinsames Kunstprojekt erschaffen.
BZ: Sind keine Teilnehmer mit Tanzerfahrung dabei?
Plötze: Doch. Wir haben das Showteam Matrix vom TV Freiburg-Herdern dabei, in dem sehr gut ausgebildete Tänzerinnen und Tänzer mitwirken. Und es nehmen Studierende der Universität Freiburg teil, die im Rahmen ihres Sportstudiums das Schwerpunktfach Tanz gewählt haben.
BZ: Sie arbeiten wieder mit dem Symphonieorchester ORSOphilharmonic unter Wolfgang Roese zusammen, mit dem in der Vergangenheit schon große Projekte wie "Empört Euch" entstanden sind. Was reizt Sie daran?
Plötze: Zum ersten Mal sind wir 2010 bei einem Filmmusikkonzert "Sounds of cinema" zusammengekommen, zu dem wir mit dem Showteam Matrix getanzt haben. Das haben wir jedes Jahr wiederholt. Es gibt nichts Schöneres, als auf Live-Musik zu tanzen. Man verschmilzt mit dem Orchester. Wolfgang Roese reagiert mit seinem Dirigat auf die Tänzer und umgekehrt – das ist wunderbar!
BZ: Eine pädagogische Regel besagt, man solle die Kinder dort abholen, wo sie stehen. Die meisten der Kinder werden noch nie Musik von Maurice Ravel und Igor Strawinsky gehört haben. Wie näherten sie sich dieser Musik an?
Plötze: Der englische Choreograph Royston Maldoom, der das bekannte Tanzprojekt "Rhythm is it" der Berliner Philharmoniker durchführte, ist für meine Arbeit sehr wichtig. Zunächst muss man die Bühnenpräsenz schulen. Wie stehe ich da? Wie bewege ich mich? Alles noch ohne Musik. Dann habe ich mit Bildern gearbeitet und zu den Bewegungen andere Musik gewählt. Als ich dann Ravel dazu spielte, war dies für die Kinder ganz selbstverständlich. Neben diesen gemeinsamen Bewegungen haben die Kinder auch ihren eigenen körperlichen Ausdruck gefunden zu Begriffen wie aufwärts – abwärts oder nach außen – nach innen. Am Ende haben wir alles zusammengesetzt.
BZ: Tanzen die Kinder und Jugendliche bei allen drei Ballettmusiken?
Plötze: Nein. Die rund vierzig Kinder des integrativen Projekts "Kick for Girls", der Wentzinger Realschule und des Tanzwerks 3-Ländereck Lörrach tanzen bei Ravels "Ma mère l’oye" Choreographien, die die Studierenden zusammen mit ihnen erarbeitet haben; und zwar zu den in den Märchen angesprochenen Themen wie Einsamkeit, Rettung, Erwachsenwerden. In "Daphnis und Chloé" geht es um alle Facetten der Liebe. In einem Moment entsteht ein Gefühl. Hier tanzen nur die 22 Studierenden. Der "Danse Générale", der namengebend für unsere Produktion wurde, bildet den Abschluss dieses Balletts. Im zweiten Teil tanzt das Showteam Matrix zu Strawinskys "Feuervogel", ehe beim Finale alle auf die Bühne kommen.
BZ: Hat die Arbeit die Kinder verändert?
Plötze: Die Herausforderung lässt alle zusammenwachsen. Wir unterfordern Kinder viel zu oft. Mir geht es darum, all ihre Potenziale auszuschöpfen. Da kann ich auch streng und fordernd sein. Selbstverständlich kann nicht jeder das Gleiche tanzen. Aber wenn jemand mit Hingabe und Ernsthaftigkeit seinen Part gestaltet, dann sieht er oder sie toll auf der Bühne aus. Man muss den Kindern den Glauben an sich geben. Ich möchte nicht mit dem Bild arbeiten, das jemand von sich hat oder das andere haben. Bei der ersten gemeinsamen Probe war es unglaublich, mit welcher Konzentration die Kinder dabei waren. Eine Mutter hat mir danach gesagt, so fokussiert habe sie ihre Tochter noch nie erlebt.
BZ: Auf was freuen Sie sich besonders?
Plötze: Für mich ist eigentlich der Weg das Ziel. Ich freue mich besonders auf das Finale des "Feuervogel". Hier zeigt sich die Faszination solch eines Community-Dance-Projekts am Deutlichsten. Alle kreieren gemeinsam unglaubliche Bilder. Da bemerkt man keinen Unterschied zwischen den einzelnen Tänzerinnen und Tänzern, sondern empfindet das Bühnengeschehen als eine große Einheit.

"Danse générale", Samstag, 16. Juni, 20 Uhr, Konzerthaus Freiburg Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496 8888).

Ressort: Theater

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 13. Juni 2018: PDF-Version herunterladen

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