Der Streit um das wahre Geschlecht der 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya wird in Südafrika zu einer Frage der nationalen Ehre
Der Ruhm ist in Fairlie eingeschlagen wie ein Meteorit. Noch vor einer Woche wusste selbst in Südafrika kaum einer, wo der knapp eintausend Einwohner zählende Flecken auf der Landkarte zu finden ist: Inzwischen rollen mit Satellitenschüsseln ausgerüstete Fernsehübertragungswagen über die Staubstraßen des fast ausschließlich von Müttern, Kindern und Greisen bewohnten Dorfs. Als Caster Semenya bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin ihren legendären Sieg im 800-Meter-Lauf hinlegte, bekam das in Fairlie kaum jemand mit: In der erst vor vier Jahren ans Stromnetz angeschlossene Siedlung sind Fernsehgeräte noch so selten wie Lottogewinne.
Die ganze Woche lang war Casters Mutter Dorcas schon von Journalisten belagert worden, so groß war der Andrang der Reporter und Schaulustigen, dass man sie fast zerquetscht ...