Die irakische Metropole Basra galt einst als Venedig des Orients – heute ist sie von Gewalt, Korruption und Zerfall gezeichnet.
Haidar Ali lässt sich in den schweren Ledersessel der Sheraton-Hotellobby fallen. Hinter den hohen Fenstern fließt der Shatt el-Arab, der gemeinsame Strom von Euphrat und Tigris in den Persischen Golf. Handy und Autoschlüssel landen scheppernd auf dem flachen Tisch, er winkt den Kellner heran und bestellt einen großen schwarzen Kaffee. Daheim hat er schon einen Arak-Schnaps heruntergekippt, "um mich abzuregen". Die ganze Nacht bis zur Geldübergabe kurz vor Sonnenaufgang war er unterwegs, nun grinst er erschöpft und aufgekratzt. Das Opfer, einen Immobilienmakler, hat er unverletzt freibekommen, den Preis in einem siebentägigen, nervenzerfetzenden Telefonpoker um 90 Prozent auf 50 000 Dollar gedrückt.
Haidar Ali ist Unterhändler bei Kidnappings in Basra, "ein Freundschaftsdienst für betroffene ...