Martin Nägele
17 seit 23. Nov 2023
Zur Technik gehörten immer auch Visionen. Und die Visionäre wurden oft erst verlacht.
Ich war nun 30 Jahre in der Entwicklung tätig und als Selbständiger oft genug den Sparzwängen der Industrie ausgeliefert. So beneide ich -im positiven Sinne- die Kollegen, welche sich mit solchen Projekten wie diesem Überschallflugzeug widmen durften und dürfen.
Ich glaube aber auch, daß dieses Projekt in der Versenkung verschwinden wird. Ganz einfach aus Gründen der Wirtschaftlichkeit lohnt der relativ geringe Geschwindigkeitszuwachs bei begrenzter Passagierkapazität nicht.
Aber zum wieder mal zeigen, was möglich ist, taugt es ganz gewiß. Das tut den "Technikbesoffenen" (O-Ton Axel Mayer) dann schon gut.
Aber wer richtig ins Schwelgen geraten will ob dem Thema, der schaue sich die Vision "Spaceliner" an. Flug im Weltraum. Flugzeit Europa-Australien 90 Minuten. Natürlich nur, wenn der Startpunkt in der Nähe ist. Ansonsten dauert die An-Reise zum nächsten Start-Flughafen länger als der eigentliche Interkontinental-Flug.
Axel Mayer
717 seit 21. Jun 2009
Lieber Herr Nägele,
Ja, wir brauchen Träume und Visionen von einer klugen, menschenfreundliche Technologie. Wie war das mit den Träumen der Vergangenheit?
Die beiden ersten Überschallflugzeuge Concorde und Tupolew Tu-144, werden heute gerne idealisiert und als "Traumflugzeuge" dargestellt. In Wahrheit waren sie teure, laute, spritfressende, umweltzerstörende Transportgeräte. Sie passten allerdings gut in das damalige, unkritische Zeitalter der Umweltzerstörung, mit DDT, Contergan, Atomwaffentests, Nuklear-Euphorie, FCKW und heruntergespielten Asbest-Gefahren.
Trotz enormer Ticketpreise ist die Concorde nie kostendeckend geflogen. Der schnelle Atlantik-Flug der Reichen wurde von den Steuerzahlenden finanziert.
Wir haben das Wissen und die Technik, um mit Gerechtigkeit und einem wesentlich verringerten Input von Energie, Rohstoffen und Arbeitszeit, allen Menschen der Welt ein gutes Leben zu ermöglichen. Es ist unsere Aufgabe, Fortschritt, Technik und Zukunft menschengerecht zu gestalten und Fehlentwicklungen zu kritisieren.
Dennoch gilt auch heute noch der Satz von Mahatma Gandhi: "Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier."
Axel Mayer
Kommentare (4)
Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.
Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren