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43 tote Schafe

Schäfer fordert mehr Hilfe nach mutmaßlicher Wolf-Attacke in Bad Wildbad

  • dpa

  • Mi, 02. Mai 2018, 17:43 Uhr
    Südwest

43 Schafe sind in Bad Wildbad gestorben. Vermutlich war dafür ein Wolf verantwortlich. Jetzt fordert der Schäfer Konsequenzen. Währenddessen streiten sich Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, ob der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden soll.

Insgesamt 43 Tiere starben bei der mutmaßlichen Wolfattacke in Bad Wildbad. Foto: dpa
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Nach einer mutmaßlichen Wolfsattacke mit mehr als 40 toten Schafen in Bad Wildbad im Kreis Calw fordert der betroffene Schafhalter Konsequenzen seitens der Politik. "Wir hoffen, dass wir endlich ernstgenommen und gehört werden", sagte Landwirt Gernot Fröschle. "Wir brauchen mehr Unterstützung und Geld – für mehr Personal, mit dem wir die Herden schützen können, und für Hochsicherheitszäune." Den nötigen Schutz der Herde könne der Betrieb aus eigenen Mitteln nicht stemmen. "Das geht uns absolut an die Existenz." Daran ändere auch eine Entschädigung für die getöteten Tiere nichts.

Blutrausch sei kein auffälliges Verhalten für einen Wolf

Nach Fröschles Angaben wurden bei der Attacke in der Nacht zum Montag 43 Tiere getötet. 16 Tiere seien sofort totgebissen worden, 16 weitere sind in der an die Weide grenzenden Enz in Panik ertrunken, beziehungsweise totgedrückt worden. Elf Schafe mussten seinen Angaben zufolge notgeschlachtet werden. Die Zahl der toten Tiere könnte noch steigen, da einige verletzte Schafe noch behandelt würden und nicht klar sei, ob alle überleben.

Der sogenannte Blutrausch sei für sich genommen kein auffälliges Verhalten für einen Wolf, betonte Johannes Erretkamps, Tierökologe bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Der Wolf jage, solange sich noch etwas bewegt. Eine Eilanalyse soll nun mit klären, ob tatsächlich ein Wolf für die Attacke verantwortlich ist.

Umweltministerium: Wolf ins Jagdrecht zu nehmen, ist keine Option

Landwirtschaftsministerium und Umweltministerium frischten unterdessen ihren Streit um den Umgang mit dem Raubtier wieder auf. Im Südwesten waren noch nie soviele Schafe getötet worden, seit das Raubtier hier wieder gesichtet wurde.

Bundesweit betrachtet handele es sich aber nicht um die meisten je von einem Wolf gerissenen Schafe, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. In Sachsen etwa seien einmal rund 70 Tiere von einem Wolf getötet worden.



Den Wolf ins Jagdrecht zu nehmen, wie es unter anderem das Landwirtschaftsministerium und die Jäger wollen, sei keine Option, sagte die Sprecherin weiter: "Dann bräuchten wir trotzdem eine Ausnahmegenehmigung." Einen Wolf zu schießen, sei aufgrund des Bundesnaturschutzgesetzes und europäischer Verordnungen verboten.

Hauk will eine Sonderregelung

Eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums verwies hingegen auf längst geäußerte Forderungen von Minister Peter Hauk (CDU): Dieser wolle, dass das Raubtier ins Jagdgesetz aufgenommen werde - "und zwar auch mit Blick auf das Wolfsmanagement", sagte sie. Dies würde den Jägern ermöglichen, sich in die Beobachtungen einzubringen und die Frage "Wie regelt man die Population des Wolfes?" mitzugestalten.

Um einen Wolf zu schießen, könne man zudem eine Sonderregelung im Jagdrecht verankern. Dies werde beispielsweise auch in Sachsen so gehandhabt. "Wir müssen endlich definieren, ab wann ein Wolf zum Problem wird", sagte sie. Der Fall aus Bad Wildbad zeige nun exemplarisch, dass gehandelt werden müsse. "Diese Diskussion wollte Herr Hauk. Und diese Diskussion haben wir jetzt."

Eine Eilanalyse soll nun mit letzter Sicherheit klären, ob tatsächlich ein Wolf verantwortlich ist. Man wisse zudem, dass seit einigen Monaten ein Wolf im Nordschwarzwald umherwandere, heißt es aus der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Das Tier trage aber keinen Sender.

"Wir können nachts kaum schlafen, es kann natürlich sein, dass der Wolf noch in der Gegend ist." Karen Fröschle
Der betroffene Betrieb in Bad Wildbad kämpft nun an allen Fronten, die mögliche Entschädigung von durchschnittlich zwischen 150 und 200 Euro pro getötetem Mutterschaf sei völlig nachrangig. "Es wird sich zeigen, was die Politik jetzt macht, die Drähte werden heißlaufen", sagte Fröschle. Neben allen jetzt auf den Hof zukommenden praktischen Belastungen sei auch die psychische Belastung durch den Vorfall enorm. "Wir können nachts kaum schlafen, es kann natürlich sein, dass der Wolf noch in der Gegend ist", sagte Fröschles Frau Karen. Aufgeben aber komme erst mal nicht in Frage.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 03. Mai 2018: PDF-Version herunterladen

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